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Ausgeschlossen in Venedig

„Unbuilding Walls“  – Titel und Thema des Deutschen Pavillons auf der diesjährigen Venedig Biennale für Architektur passen bestens zu „Ausgeschlossen: Eine Weltreise entlang Mauern, Zäunen und Abgründen“, dem neuen Buch der Weltreporter.  

Deshalb präsentierten die Weltreporter Marc Engelhardt (Herausgeber; Schweiz) und Clemens Bomsdorf (Autor des Kapitels über Grenzen in der Kunst; Nordeuropa) das Buch erstmals in Italien. Zum Abschluss der Architektur Biennale diskutierten sie am Samstag, 24. November, um 18.30 in der Evangelisch-Lutherischen Kirche, mit Marita Liebermann (Direktorin des Deutschen Studienzentrums in Venedig) und Agnes Kohlmeyer (Kuratorin, Uni Venedig) über Sinn und Unsinn von Grenzen und wie Kunst und Architektur damit umgehen.

Obwohl auf Deutsch debattiert wurde und obwohl an dem Wochenende die Konkurrenz an spannenden Veranstaltungen in Venedig groß gewesen sein dürfte, wie man es aus Berlin kennt, kamen geschätzt mindestens 60 Leute zu der Veranstaltung. Das Interesse am Thema ist eben grenzenlos.

 

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Grandios: Hamburg und die 20 Granden

 

Auf der Bühne des Nachtasyls im ausverkauften Thalia Theater haben die Weltreporter am 30. Juni – eine Woche vor dem G20-Gipfel – in Hamburg gefragt: Welche Fragen bewegen die Welt wirklich?

Denn Putin, Erdogan, Merkel, Trump, Juncker und all die anderen Mächtigen an einem Tisch hätten zwar genügend Probleme zu lösen gehabt. Die entscheidenden Fragen aber wurden von ihnen gar nicht erst gestellt. Das übernahmen stattdessen die Korrespondenten des Netzwerks Weltreporter – und boten aus ihren jeweiligen Berichtsgebieten auch Antworten an. Kurz, zugespitzt und meist mit einem Augenzwinkern berichteten die Korrespondenten live auf der Bühne, was die Menschen überall auf der Welt über diese 20 Granden denken, um die sich die Welt vermeintlich dreht.

Kerstin Schweighöfer (Den Haag) und Marc Engelhardt (Genf) begrüßten im Thalia-Theater das Publikum (zum Hören: Auf das Bild klicken)

Kerstin Schweighöfer (Den Haag) und Marc Engelhardt (Genf) stellten die Weltreporter vor und führten durch den Abend, der von vier Fragen und einer Publikumsrunde bestimmt wurde.

Vier Weltreporter zur Frage: Wer führt künftig die Welt (zum Hören auf das Bild klicken)

Wer führt – nach dem Ausfall der USA – die Welt? Das war die erste Frage, die die Weltreporter beschäftigte. «Großbritannien, wenn es erst mal von Europa befreit ist», antwortete Peter Stäuber (London) mit typisch britischem Humor. «China, als Teil einer multipolaren Welt», berichtet Hilja Müller (Peking). Für Eric Bonse (Brüssel) steht fest: «Die EU zeigt, dass die Welt alles braucht, aber keinen Führer.» Das sieht man in Russland anders, wie Thomas Franke (Moskau) berichtet: «Endlich wieder Großmacht», so das vorherrschende Gefühl dort.

Zur Frage “Wohin führt die Flüchtlingsrevolution” äußern sich vier Weltreporter (zum Nachhören auf das Bild klicken).

Wohin führt die Flüchtlingsrevolution? Mit dieser Frage bezogen die Weltreporter sich auf ihr Erfolgsbuch, «Die Flüchtlingsrevolution», und die vorgebliche “Flüchtlingskrise”. Wohin sie führt? «Zu Trumps Mauer jedenfalls nicht», so Kerstin Zilm (Los Angeles), die leider nicht in Hamburg sein konnte und deshalb in einem vorproduzierten Film über die Ängste bei Auswanderern in den USA berichtete. «Erdogans Drohungen sind hohl», befindet Philipp Mattheis (Istanbul): Millionen Syrer werden ihm zufolge in der Türkei bleiben, auch wenn Erdogan die Grenze öffnet. «Für die meisten Flüchtenden endet die Flucht ihn eigenen Land», berichtet Bettina Rühl (Nairobi). Und Sarah Mersch (Tunis) warnt vor den Internierungscamps in Libyen, dem vermeintlichen Partner der EU bei der Flüchtlingsabwehr.

Drei Weltreporter-Stimmen zur Frage: Ist der Weltfrieden in Gefahr? Zum Anhören auf das Bild klicken.

Ist der Weltfrieden in Gefahr? Auf diese Frage kennt Jürgen Stryjak (Kairo) nur eine Antwort: «Ja, und zwar am Golf.» Marc Engelhardt, der von den UN aus Genf berichtet, ist der Meinung: «Ja, die USA bedrohen den Weltfrieden, weil sie die UN demontieren.» Und Hilja Müller (Peking) fürchtet, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un den Weltfrieden in Gefahr bringt – wenn China ihn lässt.

Wie retten wir die Demokratie? Die Berichte der Weltreporter hören Sie, wenn Sie auf das Bild klicken.

Und schließlich die Frage: Wie retten wir die Demokratie? «Mit mehr Demos statt Wahlen», glaubt Weltreporterin Birgit Kaspar (Toulouse). Jürgen Stryjak (Kairo) plädiert dafür, die «Clanisierung» der Politik zu bekämpfen. Die Niederlande zeigen: «Mit mehr Monarchie, bindenden Volksabstimmungen und weniger Regierung lässt sich die Demokratie retten», berichtet Kerstin Schweighöfer aus Den Haag. Und Thomas Franke (Moskau) bilanziert: «Die Demokratie lässt sich am besten ohne Marktwirtschaft retten.»

Fragen an die Weltreporter: Wenn Sie wissen wollen, was die Zuschauer für Fragen hatten, klicken Sie auf das Photo.

Der Rest des Abends gehörte den Zuschauern im Thalia, die Fragen nicht nur an die Weltreporter aus G20-Ländern, sondern gerade auch an die Berichterstatter aus anderen Regionen hatten, die bei den “großen” 20 nicht vertreten sind.

Photos: Julica Jungehülsing; Aufzeichnung: Thalia-Theater

 

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EUROPA UND DIE 20 GRANDEN

Ein Abend mit den Weltreportern in Hamburg am Freitag, 30. Juni 2017, 19 Uhr 

Putin, Erdogan, Merkel, Trump, Juncker und all die anderen Mächtigen an einem Tisch: Probleme gäbe es für die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten Anfang Juli genug zu lösen. Beispiele gefällig? Klimaschutz: Den hat der US-Präsident gerade aufgegeben. Ein Ende von Krieg und Chaos: Nicht nur Saudi-Arabien heizt die Lage global weiter auf. Der Kampf gegen Ungleichheit und Armut: Doch die Europäer wollen nur, dass die Armen bleiben, wo sie schon immer waren. Vor dem G20-Gipfel in Hamburg gibt es nichts als Fragezeichen.
Eine Woche vor dem Spitzentreffen laden deshalb die Korrespondenten des Netzwerks Weltreporter zu einer Runde Ausrufezeichen ein: Was denken die Menschen in Russland, der Türkei oder Ägypten über diese 20 Granden, um die sich die Welt vermeintlich dreht? Was sind in den G20-Staaten und darüberhinaus die wirklichen Probleme? Und wer führt künftig die freie Welt an: Macron? Xi Jinping? Oder etwa das Volk?
Kommen Sie und sprechen Sie mit uns: Wir laden Sie ein zu kurzen, knackigen Live-Berichten von Korrespondenten aus der ganze Welt, die (nicht nur) dort leben, wo die G20 regieren. Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion mit Ihnen und eine Abstimmung zum Schluss.
Weltreporter.net ist das größte Netzwerk deutschsprachiger Auslandskorrespondenten und berichtet insgesamt aus 160 Ländern weltweit. www.weltreporter.net 
Europa und die 20 Granden
Freitag, 30. Juni, 19 Uhr
Thalia Nachtasyl
Alstertor 1
20095 Hamburg
Eintritt: 7 Euro
Karten bekommen Sie auf der Webseite des Thalia-Theaters

 

 

 

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Nach Stockholm: Ein Beitrag zur Debatte um Terror und Journalismus

Vorvergangenen Freitag, 7. April 2017, wurde ein Anschlag in der Stockholmer Innenstadt verübt. Ähnlich wie in Berlin raste ein LKW durch die Fußgängerzone und der Fahrer ermordete so vier Menschen. Vier Menschen, die ihren Angehörigen entrissen wurden und deren Leben durch Terror gewaltsam beendet wurde. Eine schreckliche Tat, die dazu geführt hat, dass viele Schweden öffentlich ihr Mitgefühl ausgedrückt sowie der Polizei gedankt haben.

Kommentare zu meinem DW-Kommentar

Kommentare zu meinem DW-Kommentar (Screenshot)

Über die Hintergründe des mutmaßlichen islamistischen Terroristen habe ich unter anderem für Zeit online (hier über die schwedischen Reaktionen und hier unmittelbar nach der Tat) berichtet und auch einen Kommentar für die Deutsche Welle geschrieben. Auf Artikel und Kommentar wurde wiederum mit einigen Leserkommentaren geantwortet. Die Debatten, die das Internet ermöglicht, sind eine hervorragende Möglichkeit, das Meinungsmonopol (wenn man es denn so nennen möchte) der Journalisten zu brechen.

Ziemlich häufig jedoch, geht es längst nicht um Debatten, sondern was in den Kommentarspalten zu lesen sind, sind Pauschalverurteilungen und Wutausbrüche. Als Antwort auf einige Kommentare unter meinem Kommentar für die Deutsche Welle habe ich selber eine Antwort verfasst. Denn Debatten sind es, die nötig sind, und nicht Pauschalvorwürfe. Hier also meine Antwort (die bei DW nicht mehr veröffentlicht werden konnte, da die Kommentarfunktion nur kurzzeitig offen ist):

“Vielen Dank für die zum großen Teil kritischen Kommentare, auf die ich gerne kurz antworten möchte. Die Angehörigen der Opfer dieser grausamen Tat verdienen unser aller Mitgefühl und denen, die in Stockholm getötet worden sind, gilt es zu gedenken. Das ist bei einer solchen Tat eine Selbstverständlichkeit und anders als manch Kommentator schreibt, meine ich nicht, dass „die Opfer und ihre Familien schnell vergessen werden müssen“. Derartiges steht in meinem Kommentar nicht. Das wird jedem, der diesen wirklich gelesen hat, klar sein.

Was ich in meinem Kommentar hingegen tue, ist auf die gesellschaftlichen Folgen einer derartigen Terrortat zu fokussieren. Das heißt ganz und gar nicht, die schrecklichen Folgen für die Familien in Abrede zu stellen. Dass manch ein Leser es so gelesen hat, gibt mir zu denken, manchmal kommt man nich umhin zu erwägen, ob es Leser gibt, die aus einem Text nur das herauslesen, dass sie lesen möchten. Für eine Familie ist es grausam, einen Angehörigen durch eine derartige Terrortat zu verlieren, diesen gilt unser Mitgefühl.

Im Text erwähne ich auch andere Taten und Unfälle, die in Teilen dem aktuellen Attentat ähneln. Immer wieder wird einem bei Vergleichen der Vorwurf gemacht, gleichzusetzen. Doch vergleichen und gleichsetzen sind verschiedene Dinge. Von daher wird in diesem Text Terror nicht mit einem Unfall gleichgesetzt. Verglichen werden kann, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Das mag manchmal schwieriger sein als einfach gleichzusetzen, doch es sind die differenzierten Betrachtungen, die Diskussionen ermöglichen, die Politik und Gesellschaft weiterbringen können. Wer die Terrorgefahr überhöht und andere Risiken verdrängt (so sind alleine im Januar auf Deutschlands Straßen 234 Menschen ums Leben gekommen – Tendenz glücklicherweise fallend), hat einen großen Wunsch der Terroristen womöglich schon erfüllt: panisch und irrational zu reagieren.

Zuletzt noch kurz zum Zitat des israelischen Historikers Yuval Noah Harari. Es handelt sich selbstverständlich um eine Art bildhaften Vergleich. Ihm geht es explizit darum, was derartiger Terror (die Fliege) mit Europa (der Porzellanladen) macht. Auch Harari spricht also von gesellschaftlichen Auswirkungen und nur weil er die schrecklichen Folgen für die einzelnen Familien nicht erwähnt, negiert er diese noch lange nicht. Es geht auch ihm um eine Betrachtung der möglichen gesellschaftlichen Bedrohung. Das gesamte Interview mit ihm ist im Spiegel 12/2017 erschienen und auch online zu lesen (derzeit jedoch nur gegen Bezahlung). Dass Terrorismus (die Fliege) bekämpft werden sollte, dafür würde sich sicherlich auch Harari aussprechen.

Dass Terror durch geschlossene Grenzen nicht verhindert wird, zeigen Beispiele der letzten Jahrzehnte wie NSU und RAF. Und: Nein, andere (rechts- wie linksxtremistische) Terrortaten zu erwähnen, ist weder Gleichsetzung noch Verharmlosung islamistischen Terrors, sondern lediglich ein differenzierter Beitrag zur Debatte.”

 

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Audio #2: Weltfremd oder inspirierend?

Naiv und weltfremd? Oder berührend und inspirierend? Seit drei Monaten ist unser Buch “Die Füchtlingsrevolution” im Handel. Kommentare, Lob und Kritik gab es seither reichlich, Reaktionen, die so spannend wie vielseitig waren. In unserem neuen Audio-Spezial hören Sie mehr dazu.

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Manche Zeitungen wie die FAZ haben unser Buch gleich zweimal rezensiert. Wir freuen uns auch darüber…

Viele Medien berichteten von den Lesungen, zu denen wir von Buchläden, Bibliotheken aber auch von vielen Schulen eingeladen wurden. Radiostationen rezensierten das Buch, zum Beispiel ‘B5 aktuell’, Deutschlandradio und  Bayern 2. Autorinnen und Autoren haben auf Lesungen in ganz Deutschland diskutiert, (hier ein Bericht von einer Lesung mit Philip Hedemann aus dem oberpfälzischen Pressath) und Fragen beantwortet.

Bei der offiziellen Buch-Vorstellung im taz-Café saß auch Ameena auf dem Podium, die junge Syrerin die Philip Hedemann auf ihrem Weg begleitete und die einen Prolog zu unserem Buch geschrieben hat. Im neuen Audio-Spezial 2 hören Sie Sie mehr darüber, wie das Leben der jungen Frau seither weiterging und lernen zwei ihrer Kinder kennen. Philip erzählt, warum Ameena unbedingt das Kanzleramt kennenlernen wollte. Und warum sie – trotz ihres Glücks darüber in Deutschland zu leben – während einer Lesung in Tränen ausbrach.

Angst auch nach 25 Jahren

Im Audio erfahren Sie, was Kerstin Zilms Interviewpartnerin Lidia Nunez empfand, als sie ihren Sohn nach 15 Jahren zum ersten Mal wieder umarmen konnte. Von einem anderen Weltende schaltet sich Bettina Rühl zu, sie läßt die Somalierin Haibo Abdirahman Muse zu Wort kommen, die schon 25 Jahre in einem kenianischen Flüchtlingslager lebt und trotzdem noch Angst hat.

Birgit Kaspar in Toulouse spricht  mit ihrer Interviewpartnerin Chantal Pulé, die ihr erzählt, ob sie nach all den Jahren in Paris, heute bereut aus dem Libaon geflohen zu sein.

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Birgit Kaspar und Marc Engelhardt lesen in Herne Foto: Claudia Korbik

Zu weit weg?

Herausgeber Marc Engelhardt erzählt im Audio #2 welche Inhalte auf Lesungen am häufigsten diskutiert werden und wie sehr viele deutsche Leser überrascht, das Fluchten auf der ganzen Welt passieren. Viele Gespräche nach den Lesungen drehen sich darum, was der Begriff ‘Revolution’ bedeuten soll. Marc Engelhard hat außer positivem Feedback natürlich auch kritische Meinungen gehört. Ein Leser wirft uns vor, als Auslandskorrespondenten zu weit entfernt von der deutschen Problematik zu sein. Marc Engelhardt: “Den Blick aus dem Ausland sehen wir eher als Qualität des Buches. Sicher kann man das kritisieren, ich glaube aber nicht, dass man das sollte. Wir sagen ja nicht, dass sich eine Lösung aus Südafrika oder anderen Ländern 1 zu 1 auf Deutschland übertragen lässt. Aber es hilft vielleicht, den Horizont zu erweitern und mit anderen Augen auf Situation in Deutschland zu blicken.”

Denn eines ist gewiss: Flucht wird als Phänomen zunehmen, Die Frage ist: wie gehen wir damit um.

In Lesbos bleiben die Tische leer

Lesbos: Die besten Tische bleiben leer.

Lesbos: Die Urlauber bleiben aus.

Im Audio #2 hören Sie auch von Alkyone Karamanolis, Weltreporterin in Athen, die sich gefragt hat: Wie geht es den Rettern heute? Fischer Konstantinos Pinderis, erzählt wie sich sein Leben auf der Insel Lesbos komplett verändert hat. Am idyllischen Hafen von Skala Sikamineas bleiben die Tische leer. Zwar landen dort keine Flüchtlingsscharen mehr wie 2015, doch die Touristen kommen ebenfalls nicht mehr. Sie scheinen ihre früheren Lieblingsinseln vergessen zu haben – zum Leid der Einheimischen, denen die Arbeit ausgeht.

Vergessen würden in meinem eigenen Berichtsgebiet Australien viele Politiker am liebsten die Situation der Flüchtlinge, die nach wie vor auf den Inseln Manus und in Nauru die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage erdulden. Menschen müssen dort seit Jahren als Abschreckung für künftige Boots-Migranten herhalten. Ich erzähle im Audio #2 darüber, wie schwer geschädigt die dort gestrandeten Männer, Frauen und Kinder durch die Inhaftierung sind, und dass ihre Zukunft trotz heftiger Proteste von Menschenrechtsorganisationen und anderen noch immer unklar ist.

img_9019Hören Sie rein, ich bin sicher, unser Audio Spezial # 2 macht Sie neugierig auf unser Buch Die Flüchtlingsrevolution, erschienen im August im Pantheon Verlag.

Auch wenn sie es bereits gelesen haben, erfahren Sie im Podcast einiges Neues. Zusammengestellt haben es die Weltreporter Kerstin Zilm, Leonie March, Randi Hauser und Sascha Zastiral.

 

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WR Spezial – SoundCloud

soundcloud_slider2Recherchen zu unserem neuen Buch “Die Flüchtlingsrevolution” führten uns in südafrikanische Frisörsalons und kenianische Lager, in neuseländische Küchen und bosnische Wohnzimmer. Im ersten Weltreporter Spezial (zu hören via SoundCloud) erzählen wir, wie dieses Buch entstand und lassen einige Interviewpartner zu Wort kommen.

65 Millionen Menschen leben derzeit nicht in ihrer Heimat sondern sind unterwegs: zu Fuß und per Boot, per Bus und in Fliegern, auf Transitrouten, in Lagern, in provisorischen Unterkünften. Sie halten sich an Orten auf, die vielleicht eines Tages eine neue Heimat werden, oder vielleicht auch nicht. Sie fliehen vor Naturkatastrophen oder Armut, vor Gewalt oder Verfolgung, vor Unrecht oder Krieg.

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Lidia Nunez und Anwältin Yanci Montes

Über einige Dutzend dieser Menschen schreiben wir in unserem Buch “Die Flüchtlingsrevolution”, und einige von ihnen lernen Sie im neuen, 20-minütigen Audio Weltreporter Special kennen.
Wer sind diese Menschen? Welche Lebensgeschichten verbergen sich hinter der schwer vorstellbaren Zahl 65 000 000?

Wir sprechen mit einer Frau, die aus Beirut nach Frankreich floh, mit einer  Kongolesin, die in Südafrika landete, doch auch dort nicht sicher ist, mit Fischern in Lesbos und Landmigranten in chinesischen Metropolen.

Coco Bishogo Ruvinga, die vom Kongo nach Südafrika geflüchtet war, wurde in ihrem Friseursalon Opfer fremdenfeindlicher Gewalt

Coco Bishogo Ruvinga, die vom Kongo nach Südafrika geflüchtet war, wurde in ihrem Friseursalon Opfer fremdenfeindlicher Gewalt

Wir analysieren in unserem Buch Fakten und versuchen Hintergründe zu erklären, beschäftigen uns mit historischen Aspekten und erörtern, wie Politiker in verschiedenen Regionen auf diese Völkerwanderung reagieren. Um die enormen Dimensionen begreifbar zu machen, erzählen wir jedoch vor allem von persönlichen Schicksalen – Ein Versuch, dieser Revolution, die unsere Welt bewegt, Gesichter und Stimmen zu geben.

Kerstin Zilm und Lidia Nunez vor dem Gerichtsgebäude

Kerstin Zilm und Lidia Nunez vor dem Gerichtsgebäude

Im WR Spezial erfahren Sie auch: Wie ist die Idee zu diesem Buch entstanden? Wie ist uns gelungen, mit 26 Kollegen aus fünf Kontinenten und doppelt so vielen Zeitzonen ein Konzept zu erarbeiten, das mehr ist als eine Sammlung von Geschichten:  Ein ausgewähltes Portfolio individueller Texte, die zusammen ein höchst komplexes Bild ergeben; denn Flucht hat heute enorm viele Facetten.

Erleben Sie, wie das kenianische Dadaab klingt, was wir im Goethe-Institut in Yogjakarta erfahren haben und was wir auf dem Balkan, in Malaysia und Magdeburg aufnehmen konnten.

Zusammengestellt haben das Audio Spezial Kerstin Zilm in LA, Leonie March in Durban, Randi Häusler in Stockholm und Sascha Zastiral. Sascha Zastiral, der viele Jahre Weltreporter in Bangkok war und seit kurzem in London arbeitet, hat auch die Musik für diese Weltreporter Audio Reportage komponiert und aufgenommen. Dieser Link führt zur SoundCloud, auf der Sie das Spezial anhören können.

Töne, Berichte und Interview für den 20-minütigen Report lieferten außerdem Bettina Rühl (Nairobi), Birgit Kaspar (Toulouse), Christina Schott (Jakarta), Alkyone Karamanolis (Athen), Marc Engelhardt (Genf), Danja Antonovic (Belgrad).

Wenn Sie das Audio-Spezial neugierig gemacht hat:

Unser neues Buch “Die Flüchtlingsrevolution”, ein 350-seitiges Gemeinschaftswerk von 26 Weltreportern ist Ende August im Pantheon Verlag erschienen und sowohl als ebook wie broschiert (16,99 €) erhältlich.

 

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Petry Nordisch oder Völkisch auf Dänisch

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Aktuelle Ausgabe der IP: Die Anti-Internationale (Foto: DGAP)

Ein kurzes Assoziationsspiel in 2 Schritten:

1. völkisch? – Völkischen Beobachter!

2. Völkischen Beobachter? – Nationalsozialismus!

Seit AfD-Chefin Frauke Petry im Interview mit der Welt am Sonntag gesagt hat, sie wolle den Begriff “völkisch” wieder positiver besetzen, gilt womöglich auch ein weiterer Schritt in der Assoziationskette, nämlich “völkisch? – Frauke Petry!”.

Fast jeder, der in Deutschland zur Schule gegangen ist, dürfte das Wort aus dem Namen des “Kampfblattes der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands” (so der Untertitel des “Völkischen Beobachters“) kennen.

“Völkisch” steht im Deutschen üblicherweise “für die Ausgrenzung von jedem, der nicht hier geboren wurde” so Kai Biermann in der Zeit, man könnte auch sagen für eine Ablehnung von allem was als undeutsch angesehen wird, als nicht mit dem angeblich vorhandenen Volkswillen vereinbar.  Was wiederum schnell zur Populismus-Definition von Jan-Werner Müller führt und dem diese innwohnende “Vorstellung eines moralisch reinen Volkskörpers“.

Kurzer Schwenk gen Norden, nach Dänemark. Dort gibt es die Dansk Folkeparti (DF, Dänische Volkspartei), die ähnlich wie die AfD mancherorts, bei der Parlamentswahl im ganzen Land zweitstärkste Partei wurde.

„Völkischen Einfluss gibt es nur in Nationalstaaten, wo das Volk eine natürliche Zusammengehörigkeit fühlt“: So begründet die Dänische Volkspartei ganz offen auf ihrer Homepage ihre kritische Haltung zur EU. Natürlich muss hier angemerkt werden, dass das dänische “folkelig” verständlicherweise nicht die selben Assoziationen erweckt wie in Deutschland “völkisch”, doch ist es hier was Müllers Populismus Definition und Biermanns Worte angeht genauso gemeint, also abgrenzend gegenüber jenen, die nicht im Lande geboren sind und letztlich egal wie lange sie auch in Dänemark sind und ob sie den dänischen Pass haben, nie zum dänischen Volk gehören werden (was Rassismus zumindest sehr nahe kommt).

<a href="https://www.youtube.com/watch?v=Up-yQ5eGBHw" data-mce-href="https://www.youtube.com/watch?v=Up-yQ5eGBHw">Interview zum Dänischtum</a>

Obwohl nicht nur zweitstärkste Fraktion im Parlament, sondern auch größte Partei rechts der Mitte, weigert DF sich, Regierungsverantwortung zu übernehmen und treibt stattdessen die bürgerliche Minderheitsregierung vor sich her. Die Verschärfung des Asylrechts in Dänemark wäre ohne den Druck von rechts wohl kaum so strikt ausgefallen. Auch hätte die liberal-konservative Regierung, allen voran Integrationsministerin Inger Støjberg, wohl kaum so stark gegen Ausländer polemisiert wie zuletzt. Schon warnt Justizminister Søren Pind, selbst gelegentlich ein Scharfmacher, vor Parallelen zu den 1930ern – „auf ganz andere Weise, aber es ist einfach der gleiche Zorn, die gleiche Ohnmacht und es sind die gleichen Reaktionen“, sagte er im März 2016 im Interview mit der Zeitung Politiken. Was wird erst geschehen, wenn die Dänische Volkspartei einmal alleine an die Macht kommen wird?

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Das neue Buch der Weltreporter. (Foto: Random House)

Der Blick gen Dänemark zeigt, welches Potential die Rechte hat, wenn sie bürgerlich auftritt und Dänemark zeigt auch, mit welch Ausgrenzung – rhetorischer und realer – selbst EU-Bürger konfrontiert werden können.

Ein Teil des obigen Textes erschien zuerst im von mir koordinierten Beitrag zum Weltreporter-Buch “Die Flüchtlingsrevolution”, mehr zu lesen gibt es auch in meinem Text in der Internationalen Politik, der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (online steht nur die gekürzte englische Version).

 

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Weltreporter lesen aus der «Flüchtlingsrevolution»

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Erleben Sie das neue Buch der Weltreporter live und diskutieren Sie mit den Autorinnen und Autoren! Wir lesen Passagen aus dem Buch, berichten von unseren Recherchen und Erfahrungen und stellen uns Ihren Fragen.

13. März 2017, 18:30 Uhr – WILHELMSHAVEN, Volkshochschule
Lesung und Diskussion mit Marc Engelhardt.

19. März 2017, 19:00 Uhr – THEDINGHAUSEN, Haus auf der Wurth
Lesung und Diskussion mit Marc Engelhardt.

21. März 2017, 19:30 Uhr – DÖRVERDEN, Aller-Weser-Oberschule
Lesung und Diskussion mit Marc Engelhardt.

Marc Engelhardt liest am 29.10.16 beim Alumni-Kongress der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin (Foto: Stephan Röhl)

Marc Engelhardt liest am 29.10.16 beim Alumni-Kongress der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin (Foto: Stephan Röhl)

 

Weitere Termine sind in Planung.

Weltreporter Philipp Hedemann, einer von 26 Autoren der «Flüchtlingsrevolution», spricht mit Flüchtlingen an der mazedonisch-serbischen Grenze im Herbst 2015.

Weltreporter Philipp Hedemann, einer von 26 Autoren der «Flüchtlingsrevolution», spricht mit Flüchtlingen an der mazedonisch-serbischen Grenze im Herbst 2015.

 

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Die Flüchtlingsrevolution – Das neue Buch der Weltreporter

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Flucht ist ein globales Phänomen. Die Welt ist in Bewegung. Menschen flüchten vor Krieg und Gewalt, vor Ungleichheit und Verfolgung, aus Angst vor dem Untergang ihrer Heimat oder aus Sorge um die Zukunft ihrer Kinder. Die neue Völkerwanderung ist dabei, die Welt, wie wir sie kennen, zu verändern. Die 65 Millionen Flüchtlinge, die das UN-Flüchtlingshilfswerk inzwischen registriert, sind dabei nur der Anfang. Wir erleben nicht die so oft beschworene «Flüchtlingskrise», sondern eine Flüchtlingsrevolution. Die Weltreporter haben die neuen Flüchtlinge überall auf dem Globus getroffen und ihre Geschichten aufgeschrieben. Sie berichten von Hoffnung und Leid, Hilfsbereitschaft und Verunsicherung, von Ideen und Plänen für eine Zukunft, von der die ganze Welt profitieren kann: wenn sie Veränderung zulässt und Herausforderungen auf innovative Art und Weise löst.

Die Syrerin Ameena Abdul Rahman (38) mit ihren Töchtern Rind (4) und Remas (8, r.) am Strand von Kos in den Schwimmwesten die sie bei der Überfahrt aus Türkei trugen. Ameena Abdul Rahman hat einen Prolog zum Buch geschrieben (Foto: Philipp Hedemann).

Die Syrerin Ameena Abdul Rahman (38) mit ihren Töchtern Rind (4) und Remas (8, r.) am Strand von Kos in den Schwimmwesten die sie bei der Überfahrt aus Türkei trugen. Ameena Abdul Rahman hat einen Prolog zum Buch geschrieben (Foto: Philipp Hedemann).

«Die Flüchtlingsrevolution» ist ein mehr als 350-seitiges Gemeinschaftswerk, verfasst von 26 Weltreportern aus allen Ecken der Welt. Ein Jahr haben sie und Marc Engelhardt, Weltreporter in Genf, der das Buch herausgegeben hat, daran recherchiert und gearbeitet. Das Ergebnis ist im Pantheon Verlag erschienen. Jedes im Buch beschriebene Schicksal steht für eine Facette von Flucht, gemeinsam ergeben die Kapitel ein umfassendes Bild einer Entwicklung, die die Welt auf Dauer verändert.

Coco Bishogo Ruvinga ist aus der Demokratischen Republik Kongo nach Südafrika geflohen - jetzt muss sie in ihrem kleinen Friseursalon Angst vor brutalen Fremdenfeinden haben (Foto: Leonie March).

Coco Bishogo Ruvinga ist aus der Demokratischen Republik Kongo nach Südafrika geflohen – jetzt muss sie in ihrem kleinen Friseursalon erneut Angst vor brutalen Fremdenfeinden haben (Foto: Leonie March).

Da gibt es das kongolesische Ehepaar, dass nach Südafrika geflohen ist und dort erneut Angst vor Verfolgung haben muss. Es gibt die Libanesin, die im Bürgerkrieg nach Frankreich fliehen musste und in Paris als Unternehmerin Arbeit für Dutzende geschaffen hat. Oder die Somalierin, die ihre sichere Bleibe in Süddeutschland aufgegeben hat und nach Mogadischu gezogen ist, weil sie helfen will, die kriegsversehrte Heimat ihrer Eltern mitaufzubauen. In den USA kämpft eine salvadorianische Mutter, selbst Flüchtling in der Illegalität, vor Gericht darum, dass ihr von Gangs bedrohter Sohn Bleiberecht erhält – und setzt damit ihren eigenen Status aufs Spiel. Und natürlich haben die Autoren sich auch übergeordneten Fragen angenommen: Fördern wir die Flucht? Versagt die Politik? Kann der Aufstieg der extremen Rechten in den Zielländern gestoppt werden?

«Die Flüchtlingsrevolution» beleuchtet das Thema Flüchtlinge, das die Nachrichten seit mehr als einem Jahr dominiert, von einer neuen Warte aus. «Wir Auslandskorrespondenten erleben seit Jahren, wie komplex und vielfältig Flucht wirklich ist», so Marc Engelhardt. «Es ist nun wirklich gar nicht so, dass die ganze Welt nach Deutschland strömt, wie uns Populisten glauben machen wollen, das zeigen die Geschichten der Flüchtenden, die wir in unserem Buch aufgeschrieben haben.» Bei allen Unterschieden haben Flüchtende aber auch eines gemeinsam: Keiner von denen, über die wir im Buch berichten, ist ohne Not geflohen. Und die mit Abstand meisten warten darauf, endlich in ihre alte Heimat zurückkehren zu können – selbst nach Jahrzehnten noch.

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Herausgeber Marc Engelhardt im Interview mit Petra Ensminger im Deutschlandfunk über den Begriff der Revolution, die gemeinsame Gestaltung von Zukunft und Beispiele gelungenen Zusammenlebens (28.8.2016)

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