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Crisis? What Crisis?

Bei 29 Grad Celsius im Sporting Club ganz entspannt in die Sonne gucken, einen Drink zu sich nehmen, ab und zu mal ins Meer oder in den Pool springen. Die Beiruter lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Von wegen Angst vor einem neuen Bürgerkrieg. Sollen doch die Medien spekulieren. Auch gerne über eine unmittelbar bevorstehende Übernahme der Kontrolle durch die Hisbollah. Was soll’s.

Erst am Donnerstag hatte Hisbollah-Chef Nasrallah gedroht, denjenigen, die Hisbollah-Mitglieder mit dem Hariri-Mord in Verbindung bringen wollen oder sie gar verhaften wollen, die Hand abzuschlagen. In Washington, Paris und London beteuert man indessen hektisch und immer wieder die Unterstützung für das Hariri-Sondertribunal. Minister und Sondergesandte fliegen rasch nach Beirut, essen und trinken gut, genießen das schöne Wetter und fliegen wieder nach Hause. Die Partei Gottes bemüht sich ungeachtet dessen, das Tribunal auszuhebeln oder wenigstens seine Glaubwürdigkeit so sehr zu erschüttern, dass die erwartete Anklageerhebung ohne große Folgen sein wird.  

Der politische Schaukampf um den Einfluss im Zedernstaat zwischen dem Westen und der so genannten Achse des Bösen (Iran, Syrien, Hisbollah, Hamas) geht in die nächste Runde. Doch die Beiruter ficht das nicht an. Jedenfalls nicht an einem so schönen Sonntagnachmittag, an dem man das Leben genießen kann. So oder so sind am Montag wieder die Zeitungen voll mit: A sagt, B kontert und C droht. Und D? D hat klammheimlich alle seine Förmchen aus dem Sandkasten geworfen und will nicht mehr mitspielen. Jetzt sind wir gespannt, was die anderen machen.

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