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Kampf dem Weihnachtsbaum

Im Geburtsland Jesu ist das Weihnachtsfest Anlass zum Kulturkampf. Denn im jüdischen Staat wird fast zeitgleich das jüdische Lichterfest Chanukka gefeiert. Mit einer Chanukkiah, die Platz bietet für acht Kerzen plus eine, einem Kreisel (Sevivon), auf dem die Buchstaben Nun, Gimel, Hej und Pej (für „ness gadol hajah poh“, „ein großes Wunder ist hier geschehen“) eingeprägt sind, und natürlich Sufganiot, süßen Schmalzkrapfen. Für Weihnachtszauber ist da kein Platz. Jedenfalls nicht im öffentlichen Raum.

Die „Lobby für jüdische Werte“ hat jetzt den Weihnachtsbäumen den Kampf angesagt. Sie hat Briefe an Restaurants und Hotels verschickt, in denen sie androht, jegliche Zurschaustellung christlicher Symbole mit dem Entzug des Kosher-Zertifikats zu ahnden. Eine Sanktion, die einen Hotelier oder Restaurant-Besitzer teuer zu stehen kommen kann. Außerdem verteilt die Werte-Lobby Flyer, in denen sie zum Boykott dieser Einrichtungen aufruft: „Das Volk Israel hat über alle Zeiten hinweg seine Seele dafür gegeben, die Werte der Torah und der jüdischen Identität zu bewahren. Sie sollten diesem Weg der jüdischen Tradition treu bleiben und sich nicht der närrischen Atmosphäre hingeben, die am Ende des säkularen Jahres um sich greift. Und vor allem sollten Sie nicht die Geschäfte unterstützen, die diese albernen christlichen Symbole verkaufen.“

Die Modekette Zara musste kürzlich ihre Schaufenster im ganzen Land umdekorieren. Kunden hatten sich über die vielen Weihnachtsbäume in den Auslagen beschwert. Hierzulande sei schließlich Chanukka angesagt und das könne Zara aus dem katholischen Spanien nicht einfach so ignorieren, hieß es. Daraufhin hat Zara eine interreligiöse Schaufensterdekoration kreiert: Friedlich glitzern jetzt die Lichter am Plastik-Weihnachtsbaum neben den elektrischen Flammen auf der Chanukkiah.

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