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2. 12. Kalifornisch: Truthahn mit Cranberry Sauce

Zwei Truthähne begnadigt jeder US-Präsient traditionellerweise jedes Jahr an Thanksgiving. Er bewahrt sie damit vor dem Schicksal, das 46 Millionen andere Riesenvögel ereilt: gebraten, gestopft und in Scheiben geschnitten selbst die Familien zu vereinen, die den Rest des Jahres wenig miteinander zu tun haben wollen. Truthahn ist in den USA gleichbedeutend mit Festessen. Zusätzlich zum Thanksgiving-Mahl werden 22 Millionen an Weihnachten verzehrt und 19 Millionen an Ostern.

Kalifornien ist zwar theoretisch der Goldene Staat für Vegetarier und Veganer, Grünkohl-Smoothies und Avocado-Toast. Doch auch hier gilt: keine Familienfeier ohne Truthahn. Und keine Verköstigung der Obdachlosen ohne Truthahn. Zu der kommen in Los Angeles an den Feiertagen Promis aus ihren Villen und Anwesen in den Hügeln hinunter auf die Straße. Sie ziehen sich Latex-Handschuhe über und geben vom Bürgersteig in einem perfekt organisierten Ritual tausende Mahlzeiten aus.

Ich habe das und überhaupt ganz unterschiedliche Festessen erlebt. An festlichen Tafeln in Kalifornien geht es meist kulinarisch sehr bunt zu. Die Freundin aus Litauen bringt Rote Beete Salat mit, die Freundin aus Syrien Oliven und Käsevorspeisen und ich Vanilleeis mit heißen Kirschen. Fahren wir zur Schwiegereltern-Familie an die Ostküste wird es eher traditionell mit grünen Bohnen, Kartoffelpüree, Brotfüllung und warmem Maisbrot. Ich mache dazu dann meine eigene Cranberry Sauce mit Saft von Orangen aus unserem eigenen kalifornischen Garten. Cranberries sind ähnlich wie Johannisbeeren, dicker, weniger süß, mehr bitter. Die liebe ich noch Tage später als Zugabe zu jedem Resteessen.

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