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Neues Buch: “Wenn die Dinge mit uns reden”

Die Sprache ist das neue Interface zwischen Mensch und Maschine. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte sprechen wir mit anderen “Wesen” – und die antworten sogar. Weltreporter Christoph Drösser (San Francisco) wirft in seinem aktuellen Buch “Wenn die Dinge mit uns reden” (Duden-Verlag) einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in der Sprachtechnik, schaut aber auch zurück auf die erste sprechende Maschine, die vor über 200 Jahren gebaut wurde. Er lotet die linguistischen und philosophischen Probleme aus, vor die uns die sprechenden Maschinen stellen.

Der Computerpionier Alan Turing postulierte im Jahr 1950 ein Kriterium dafür, wann wir eine Maschine intelligent nennen können: nämlich dann, wenn sie uns in einem frei geführten Dialog (damals noch per Tastatur) davon überzeugen kann, dass sie ein Mensch ist. Heute bewältigen Maschinen diesen Turing-Test in fast perfekter Manier. Sie führen im Chat einen Smalltalk zu beliebigen Themen, ihre Stimmen sind inzwischen sehr menschlich, sie fügen sogar “hmms” und “ähs” in ihren Sprachfluss ein. Zuhörer merken kaum noch, dass sie es mit einem Computer zu tun haben. Die sogenannten Sprachmodelle wie BERT oder GPT-3 verfassen frei erfundene Texte zu beliebigen Themen, die Menschen kaum von echten Zeitungsmeldungen unterscheiden können. Sind die Maschinen deshalb intelligent? Selbst die Schöpfer dieser Algorithmen würden das nicht behaupten.

Natürlich werfen diese Technologien, die sich in den vergangenen Jahren durch den Einsatz von Deep Learning rasant entwickelt haben, auch Probleme auf: Wenn die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine de facto von zwei Konzernen (Amazon und Google) beherrscht wird, dann stellt das die Freiheit des Internet infrage. Und wir werden in Zukunft große Probleme haben, am Fließband produzierte Fake News und Deepfake-Videos von echten Nachrichten und Filmen zu unterscheiden.

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