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2012: Auf dem Sunset Boulevard zu Surfern, Stars und schrägen Typen

 

Der Sunset Boulevard ist wohl die berühmteste Straße in Los Angeles. 2012 fuhr Weltreporterin Kerstin Zilm die vierzig Kilometer lange Strecke entlang – und entdeckte ein Panoptikum Kaliforniens.

Kerstin Zilm für Deutschlandradio Kultur Die Reportage, 5.8.2012

Es kann kein schöneres Gefühl geben, als im offenen Cabrio auf der Küstenstraße dem Trubel von Los Angeles zu entfliehen. Links glitzert der Pazifik. Surfer warten auf die nächste perfekte Welle. Pelikane gleiten an ihnen vorbei über das Wasser. Kleiner Realitätscheck an der Ampel: ein Obdachloser hält sein zerknittertes Pappschild in Höhe der Windschutzscheiben: “Vietnam-Veteran. Jede Hilfe zählt.” Am Hügel hinter ihm: leuchtend rot blühende Bougainvilla-Büsche und violetter Oleander. Kurz nach dem Abbiegen auf die berühmteste Straße der Stadt, den Sunset Boulevard, öffnet sich versteckt hinter hohen Hecken eine Oase, nur einen Kilometer Luftlinie entfernt von den Hochhäusern in Santa Monica.

Erster Halt: Sunset Boulevard, Kilometer 0,5.

Ein kleiner See mit Schwänen und Schildkröten. Wasserfälle, Palmen, Azaleen und üppige Rhododendron-Büsche: Lake Shrine, das Meditationszentrum der Gemeinschaft der Selbstverwirklichung. Im Schatten einer ausladenden Baumkrone sitzt auf einer Bank ein schmächtiger Mann in lachsfarbenem, kragenlosen Hemd. Graues Haar, sanftes Lächeln, neugierige Augen. Bruder Priyananda kam Ende der 60 er Jahre aus Berlin über Indien nach Kalifornien. Ein Jahr später war er Mönch. Die Gemeinschaft von Lake Shrine und die Autobiographie ihres Gurus, Paramahansa Yogananda hatten bei ihm einen Nerv getroffen. ” Das Hippie – das habe ich sehr schnell abgestreift. Die Hippies original, die haben nach Glück gesucht und Liebe aber nicht in der richtigen Richtung. Als ich die Autobiografie las und die Lektion hab ich gesagt: ok, das geht nicht nach außen sondern nach innen durch Meditation. Die Seele ist ja quasi in uns.”

In Los Angeles gibt es mehr spirituelle Gruppen als Starbucks- Cafes und Surfschulen. Die Gemeinschaft der Selbstverwirklichung ist die einzige mit einem See, einer Windmühle, einem Hausboot, einem Tempel und einem Steinsarkophag mit Asche von Mahatma Gandhi. Die leicht surreale Mischung ist Ergebnis der Geschichte des Ortes: von Immobilienspekulationen über Stummfilmdreharbeiten bis zu Meditation und Yoga. Ein Paar um die vierzig geht wortlos händchenhaltend auf dem schattigen Weg zum Seeufer. Daniel und Alma Rivas sind gekommen, um aus der Hektik des Arbeitsalltags zu fliehen. “Hier kann ich entspannen, in mich gehen, meditieren und über das Leben nachdenken. Es ist friedlich. Man kann alles vergessen, sogar den Verkehr.”  “Ich habe so einen Ort noch nie gesehen. Beim ersten Mal dachte ich, ich bin in einer anderen Welt: die Ruhe, das Grün – mir hat es gleich gefallen.”

In der zur Kapelle umgebauten Windmühle leitet vormittags ein Mönch Meditationen. Durch offene Fenster zum See fällt Sonnenlicht in den holzgetäfelten Raum. Die blau bezogenen Stühle sind fast alle besetzt: junge Paare, Mönche, Männer und Frauen mit silbernen Strähnen im Haar sprechen gemeinsam Bekenntnisse, atmen im selben Rhythmus ein und aus. Bruder Priyananda ist überzeugt, dass Zentrumsgründer Yogananda beim Spazierengehen um den See positive Schwingungen hinterlassen hat, die Besucher noch heute – sechzig Jahre nach seinem Tod – spüren. “Wir sagen manchmal wenn jemand mit Sorgen kommt: gehe ein paar Mal um den See und wiederhole mental “Everything is ok, God loves me.” Und danach braucht man keinen Rat mehr zu geben. Die haben den Rat vom lieben Gott bekommen. Everything is ok. God loves me. Das stimmt doch, nicht wahr?”

Gestärkt von positiven Schwingungen geht die Fahrt auf dem vierspurigen Sunset Boulevard weiter gen Osten, in weiten Schlangenlinien vorbei an perfekt gepflegten Vorgärten mit parkähnlichen Ausmaßen, sonnendurchströmten Palmenalleen und an dichten hohen Hecken, hinter denen sich riesige Anwesen verbergen. Nach 16 Kilometern leuchtet links zwischen Rosenbüschen, Palmen und Eukalyptusbäumen ein blendend weiß gestrichener Marmorbogen mit schmiedeeisernem Tor: der Eingang zum Nobelviertel Bel Air. Polierte schwarze Großraumlimousinen mit verdunkelten Fensterscheiben surren vorbei. Ein paar Kilometer weiter östlich schimmern auf der Fahrerseite des Boulevards nun rosa Mauern und Türme durch dichtes Grün aus Bananenpflanzen und Palmen.

Sunset Boulevard, Kilometer 16:

“Welcome to the Beverly Hills Hotel”

Der Parkwächter in schwarzem Anzug öffnet mit leichter Verbeugung die Autotür und hilft beim Aussteigen. Absätze versinken im roten Teppich zum Eingang des Beverly Hills Hotels, von dem ein Zimmermädchen in rosa-weißer Uniform mit einem Roll-Staubsauger unsichtbare Fussel entfernt. An der Rezeption vorbei geht es zur Polo Lounge. Moosgrüne Tapeten, breite weiß-grüne Blockstreifen an der Decke, dunkelgrüne Nischensofas, weiße Tischdecken, weiß gerahmte Spiegel. Bei dezenter Pianomusik verhandeln in diesem Restaurant seit Jahrzehnten Schauspieler, Produzenten und Regisseure über große Hollywoodverträge. Elizabeth Taylor hatte ihren Stammplatz in der Nische direkt gegenüber vom Eingang. Marlene Dietrich ließ sich Martini an der Bar servieren. Drei Jahre wohnte die Deutsche in einem Bungalow des Beverly Hills Hotels. Sie verlangte ein maßgefertigtes Bett und änderte die Hotelregeln: niemand konnte ihr verbieten, Hosen zu tragen! In einer Nische ganz hinten im Raum sitzt ein Herr um die siebzig in matrosenblauem Anzug, das schwarze Haar mit Öl zurück gekämmt: Robert Anderson. Seine Urgroßmutter Margaret Anderson gründete das Beverly Hills Hotel vor hundert Jahren. Damals konnten Frauen nicht wählen, Beverly Hills war noch keine Stadt sondern trostloses Farmland und der Sunset Boulevard ein Feldweg ins Nirgendwo. “Meine Urgroßmutter hatte ein Motto, das hieß: unsere Gäste haben das Recht auf beste Qualität, koste es was es wolle. Das gilt noch heute: was immer Sie wünschen, es ist uns ein Vergnügen es Ihnen zu bringen – solange es legal ist.”

Bei kalifornischem Chardonnay und Austern-Vorspeise erzählt Robert von den vielen Stars, die im Beverly Hills gelebt, übernachtet und gefeiert haben, in Bungalows Affairen und Marotten auslebten, am Pool verführt, entdeckt und gefilmt wurden. “Mary Pickford, May West, Charlie Chaplin, Cary Grant, Clark Gable, Michael Douglas, Kirk Douglas, Erol Flynn, Elizabeth Taylor, Richard Burton, ZsaZsa Gabor, Gina Lollobridgida, Paul Mc Cartney und Linda Eastman – sie hat angeblich gehört, dass er sie sehen wollte, ist direkt nach Los Angeles geflogen und hat auf den Stufen seines Bungalows gewartet bis er in der Nacht nach Hause kam.” Heute ist das nicht mehr möglich! Die Frage, ob man beispielsweise vor einem Bungalow auf Johnny Depp warten könnte, löst bei Anderson blankes Entsetzen aus – auf keinen Fall! Don’t even think about it! Diskretion ist neben Luxus das höchste Gut des Beverly Hills Hotels. “Höchstens wenn Johnny Depp das o.k, gibt und selbst das wäre schwer zu bewerkstelligen.” Wer vorhat, den gesamten Sunset Boulevard entlang zu fahren, sollte sowieso lieber dem Parkwächter Bescheid geben, das Auto zu holen als Hollywood-Stars aufzulauern.

Östlich vom Hotel wird der Sunset Boulevard enger. Hinter einer scharfen Kurve beginnt der zweieinhalb Kilometer lange Sunset Strip: statt weiter Vorgärten und hoher Hecken riesige Werbetafeln zwischen Hotels, Restaurants und Tankstellen. Darauf räkeln sich knapp bekleidete Models, werben Tiere mit Regenbogen-Afro-Perücken für den neusten Zeichentrickfilm und bleiche Vampire fletschen im Auftrag einer Fernsehserie ihre Zähne. Touristen-Doppeldeckerbusse und Paparazzi sind auf Promi-Jagd. Aus den Hügeln leuchten links die berühmten weißen HOLLYWOOD Buchstaben. Vorbei geht es an legendären Musik-Clubs: in den 70 ern rockten Led Zepplin, The Doors, Guns N’Roses und Frank Zappa im Whiskey a Go Go, in Roxy, Viper Room und Troubadour. Die Clubs gibt es noch immer, doch die alternative Musikszene ist gen Osten abgewandert, hat Platz gemacht für Nobelhotels und Bars mit rotem Teppich und muskulösen Türstehern. Dazwischen ein leuchtend gelb und rot gestrichener Pacific Railroad Zugwaggon: ,Carney’s, die ungewöhnlichste Hot Dog und Burgerbude von Los Angeles.

Sunset Strip Nummer 8351

Nach der übersichtlichen Vorspeise im Beverly Hills Hotel läuft beim Geruch von frisch gegrilltem Fleischklops, Zwiebeln, Paprika und knusprigen Pommes das Wasser im Mund zusammen. Bauarbeiter, Polizisten und Hotelangestellte stehen vor der Theke im umgebauten Waggon Schlange. Hot Dog, Fritten und Cola gibt es hier zusammen für knapp zehn Dollar. Künstler Ben hält einen Hot Dog mit beiden Händen. Chili tropft von beiden Seiten in die Pappschale darunter. Der Mitt-Dreißiger mit schütterem Haar und dickrandiger Brille malt nachts in seinem Studio Ölbilder. Tagsüber arbeitet er als Hotelpage. Gästen empfiehlt er Carney’s – wegen des Essens, der Preise und der Promis. Eva Mendez, Kevin Kostner und David Beckham gehören zu den Stammkunden. Ben warnt Hollywood- Neuankömmlinge: wer entdeckt werden will, ist auf dem Sunset Strip an der falschen Adresse. “Leute, die hier her ziehen glauben, dass es so funktioniert. Sie gehen in die Clubs und so, das ist lächerlich. Sie glauben, dass sie dort Stars treffen. Stars treiben sich hier nicht rum, sie haben ihre Häuser in den Hügeln. Warum sollten sie?” Vor dem Restaurant ist eine Terrasse mit direktem Blick auf den Sunset Strip. Carney’s Besitzer John Wolfe macht eine kurze Kaffeepause vom Thekendienst. Fettspritzer auf dem roten Polo-Shirt, Bartstoppeln und müde Augen unter der grauen Haartolle verraten, dass er schon viele Stunden in der Küche steht. Wolfes Vater hat 1975 den Waggon aus der Wüste an den Sunset Strip transportieren, Sitze ausbauen und frisch gelb-rot streichen lassen. Er erinnert sich: das waren gute Zeiten! “In den 70ern gab es hier Nutten, Zuhälter und Rock ,n’ Roll Clubs. Wir hatten keine Konkurrenz, alle kamen zu uns zum Essen. Es hat mehr Spaß gemacht als jetzt. Alle kamen hierher zum Essen. Jetzt sind alle so empfindlich. Damals wurde nicht alles gleich ernst genommen.”  In den 70ern und 80ern spielte auch John Wolfe in einer Band, fuhr morgens zum Skifahren in die Berge und abends an den Strand zum Surfen. Bis er den Burger-Waggon übernahm, heiratete und Kinder bekam. Jetzt haben seine beiden Söhne eine Band. Der Vater überlässt es seinen Jungs, ob sie am Sunset Burger und Hot Dogs grillen oder weiter Musik machen wollen. “Man ist nur einmal jung und sollte so lang es geht seinen Träumen folgen. Du hast den Rest deines Lebens um erwachsen zu werden. Das ist schwer genug. Alle sollten die Chance bekommen das zu tun was sie möchten.”

Auf der Weiterfahrt gen Osten bröckeln Glanz und Glamour am Sunset Strip: Schlaglöcher in der Straße, Fast Food Restaurants, Obdachlose, die müde ihr Hab und Gut im Einkaufswagen vor sich herschieben. Über einer Stadtautobahnkreuzung endet der Strip. Der Sunset Boulevard wird wieder kurviger, bleibt eng und bald hellen bunte Fassaden das Bild auf: alternative Kneipen, Cafes, Clubs und Designerläden. Tische, Stühle, volle Kleiderständer und flippige Möbel auf den Bürgersteigen. Spanische Schilder an den Geschäften: lavanderia, peluqueria, supermercado – Waschsalon, Friseur, Supermarkt. Fliegende Händler schieben Kühltruhen auf Rädern durch das schattenlose Gedränge, verkaufen scharf gewürzte Obstsalate in Gefrierbeuteln und Chili-Chips. Dann biegt der Boulevard hinab nach Downtown. Zwischen glänzender Architektur, Stadtautobahngewebe und improvisierten Lagern der Obdachlosen ändert sich an einer Straßenkreuzung sein Name: Cesar Chavez Avenue, 1994 benannt nach dem aus Mexiko stammenden Kämpfer für Rechte der Landarbeiter.

Cesar Chavez Avenue, Kilometer 1,5

Hier ist das älteste Viertel von Los Angeles. Unter spanischer Herrschaft gründeten 1781 44 Siedler aus Mexiko ,El Pueblo de Nuestra Senora de los Angeles de Porciuncula’. Heute ist hier eine Fußgängerzone mit Mariachispielern, mexikanischen Souvenirläden und Restaurants, dem ältesten Lehmhaus und der ältesten Kirche von Los Angeles. Regie Atmo 15 Beten, Kirche Autorin 20: Während der heiligen Messe in La Placita klappen freiwillige Helfer vor einem Nebeneingang Tische und Stühle auf und tragen einen kniehohen Kochtopf voll dampfender Suppe aus der Küche in den Vorhof. Eine Menschenschlange windet sich rund um die Kirche. Guillermo Armenta organisiert jeden Abend die kostenlose Essensausgabe für Arme und Obdachlose. Er hat in den letzten fünf Jahren erlebt, wie deren Zahl von rund einhundert auf bis zu vier hundert gestiegen ist. “Das ist die Realität: die Reichen werden reicher, die Armen werden Ärmer. Es ist eine große Kluft. Wir erleben die Konsequenz hier. Mit dieser Realität leben wir nicht nur in Los Angeles sondern überall in Amerika.”  Etwas abseits steht rauchend eine Blondine in ausgewaschenen Jeans und leuchtend-türkisem T-Shirt, die Haare mit bunten Gummis zu zwei kurzen Zöpfen zusammengebunden, über dem rechten Ohr eine tomatenrote Stoffblume, am linken Ohr ein in Regenbogenfarben schillernder langer Federohrring. Die 35 jährige kennt das Menü der Kirche auswendig. Ihr Lieblingsessen gibt es montags: Spaghetti. Cindy will ihren Nachnamen nicht sagen. Sie erzählt: vor einem Jahr war ihr Leben in Ordnung. Dann verloren sie und ihr Mann innerhalb von einem Monat ihre Jobs. “Wir hatten nagelneue Autos, ein schönes Haus, vier schöne Kinder, alles! Louis Vitton-Handtaschen und Designerschmuck, aber wir waren immer ein Gehalt entfernt von der Obdachlosigkeit. Ich hab’s am eigenen Leib erfahren.” Cindy beginnt zu trinken, trennt sich von ihrem Mann, die Kinder leben bei ihrer Schwiegermutter, sie selbst auf der Straße. Die ehemalige Schmuckhändlerin geht auf eine Abendschule für Krankenschwestern, spart so viel es geht von der Sozialhilfe und hofft, bald eine Wohnung zu mieten. Vor ein paar Tagen hat sie überraschend Geld verdient – als Statistin in einem Hollywoodfilm. “Wir saßen in einer Art Wartezimmer, wie Patienten, die auf den Arzt warten. Dann kam Cate Blanchett rein und Christian – ich vergesse den Nachnamen, der Typ, der Batman spielt – wir haben nichts gesagt, durften nicht in die Kamera schauen. Nach einer Stunde Filmarbeit haben sie uns hundert Dollar gegeben. Ich hab gesagt: ich bin ein Star, Ihr könnt mich jederzeit anrufen!” Nervös schaut Cindy zur Kirche. Die Schlange zur Essensausgabe hat sich in Bewegung gesetzt. Mit kräftigem Händedruck verabschiedet sie sich, zieht noch einmal an der Zigarette, greift Schlafsack und Nylonrucksack und läuft schnell an die Spitze der Wartenden zur Gruppe von Kindern und Frauen. Die bekommen bei der Kirche immer zuerst zu Essen. Freitags sind das ein großer Styroporbecher Bohnensuppe, ein Käse-Sandwich und ein Apfel.

Die Fahrt geht weiter Richtung Osten vorbei an den zwei Hochhaus-Bunkern des Zentralgefängnisses über eine Brücke ins für Bandenkriminalität berüchtigte Latino-Arbeiterviertel Boyle Heights. Unter der Brücke fließt ein karger Strom über ein Betonbett voller Graffiti. Der Wasserverbrauch der Metropole hat wenig übrig gelassen vom häufig über die Ufer tretenden Porciuncula-Fluss, der der ersten Siedlung von Los Angeles ihren Namen gab.

Cesar Chavez Avenue Kilometer 3,1

Durch die Dunkelheit klingt Live-Musik durch die Nacht. Unter gelbem Laternenlicht drehen sich auf einem Platz Paare im Kreis. Kinder spielen Fangen; Obst-, Gemüse-, Kleider- und Krimskramsverkäufer haben Stände aufgestellt: Wochenmarkt auf Mariachi Plaza. Das Viertel arbeitet schwer daran, seinen Ruf zu verbessern. Zwischen Wohnhäusern und Geschäften mit schmiedeeisernen Gittern vor Fenstern und Türen haben vor kurzem ein Buchladen und ein Cafe aufgemacht. Seit ein paar Monaten gibt es eine U-Bahn-Haltestelle. Zwischen den Markständen zeichnet mit schwarzer Kreide ein Künstler das Portrait einer aufgeregt lächelnden jungen Frau mit rotem Haarband im glänzend schwarzen Haar. Hugo Romo ist in Boyle Heights mit Gewalt und Kriminalität aufgewachsen. Als Jugendlicher zog er weg. Jetzt kommt der Sohn von Einwanderern aus Mexiko zum Zeichnen zurück ins Viertel, das mit bezahlbaren Mieten und kreativer Energie Künstler anzieht. “Ich komme her, um etwas zur Gemeinschaft beizutragen. Ich sehe mich selbst in diesen Menschen. Sie kamen mit nichts und versuchen, bescheiden ein respektables Leben zu führen. Ich will hier nicht reich werden. Ich zeichne Kinder umsonst, sie bezahlen mit ihrem Lächeln. Ich glaube daran, dass das Leben dich belohnt, wenn du so etwas tust.” In der Bar am Platz ist die Stimmung bestens. Besitzer Guileermo Uribe hat vor sechs Jahren eine erfolgreiche Ingenieurskarriere aufgegeben, um seinen Traum vom eigenen Club zu verwirklichen und wie Hugo Romo das Viertel aufzuwerten. EastsideLuv heisst die in rotes Licht getauchte Bar. Ihr DJ legt Rock, Hip Hop, Soul, Reggaeton und Salsa auf. Guillermo nennt sie Pocho-Bar, nach dem Spitznamen, den ihm seine Großeltern in Mexiko gaben: Pocho – ein Synonym für amerikanisierte Kinder mexikanischer Einwanderer. “Früher war es uns vielleicht peinlich, dass wir im Spanischen nicht alle Wörter wissen und sogar ohne es zu merken mit Akzent sprechen. Inzwischen machen ich und meine Generation uns diesen Begriff zu eigen. Jetzt sagen wir: Ja, das bin ich. Ich nehme dieses Wort, gebe ihm eine neue Bedeutung und beschreibe mich selbst damit.” In der Bar hängt deshalb bunte mexikanische Kunst an den Wänden, Sessel sind mit dickem Plastik bezogen wie im Wohnzimmer der Großeltern, Kronleuchter bestehen aus dicken Eisenketten, wie sie junge Pochos an den Lenkrädern ihrer Autos haben. Kombiniert mit uramerikanischem Geschäftssinn hofft Guillermo, andere zu Investitionen im Viertel zu inspirieren. ” Ich fühle mich von Gott gesegnet jedes Mal wenn jemand durch diese Tür kommt und sich hier drinnen gut amüsiert. Die Frage, die mir am meisten gestellt wurde, als ich herkam war: warum hier? Mir fiel als Antwort nur ein – warum nicht? Genau weil alle diese Frage stellen. Es musste passieren!” Jeden Freitag um Mitternacht verschmelzen in der Bar die Kulturen. Der DJ unterbricht seine Arbeit, zehn Mariachi-Spieler steigen mit Instrumenten auf die Bar. Mit glänzenden Augen singen die Gäste mit bei den Liedern, die bei ihren Eltern und Großeltern aus dem Radio schallen. Hier, am östlichen Ende des Sunset Boulevard tief in der Innenstadt von Los Angeles wird noch lange getanzt. Die Obdachlosen auf der anderen Seite der Brücke haben sich ihre Schlafplätze auf dem Bürgersteig gesichert. Hollywood-Neuankömmlinge arbeiten auf dem Sunset Strip am großen Durchbruch während in der Polo Lounge des Beverly Hills Hotel Studiobosse am Sunset auf den neusten Kassenschlager anstoßen. Ganz im Westen ist es jetzt ruhig. 40 Kilometer zurück auf dem Sunset Boulevard – dort wo die Reise anfing – liegt der Pazifik im hellen Mondlicht, nur die Wellen rauschen.

COPYRIGHT Deutschlandradio Kultur

 

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2006: In die Seele leuchten

 

Vereinzelt, verloren, in sich versunken – Seelenzustände unserer Zeit. GREGORY CREWDSON, Untitled, 2003-2008, Digital pigment print, image size: 57 x 88 in. ©Gregory Crewdson

Gregory Crewdsons Bilder sind Selbstporträts eines genialen Tiefenpsychologen

Silvia Feist für DIE ZEIT 32/2006

Da lag er dann, das Ohr fest auf den Boden gepresst. Unten im Souterrain hatte der Vater das Büro, ein Psychoanalytiker in Brooklyn, oben lauschte der Sohn. „Ich habe nie etwas gehört“, sagt Gregory Crewdson. Aber seine Fantasie hat diese Momente aufgesogen.

Heute gilt der 43-Jährige als Chronist von Entfremdung und Neurosen, und nur zu gern inszeniert er sie in den Vorstädten des ländlichen Amerika. Heute ist er in Pittsfield, Massachusetts, irgendwo draußen an einer Ausfallstraße, ein schlaglochübersäter Parkplatz mit rostenden Laternen. Pittsfield, das war einmal General Electric, 13000 Arbeitsplätze – übrig sind davon 700. Und so sieht es hier draußen auch aus, die Stadt löst sich auf, die „Sports Bar & Grill“ hat zugemacht, das Kino ebenfalls. Nur Gregory Crewdson ist da, die Haare halblang zerzaust, in karierten Bermudas, er hat seine Großbildkamera mitgebracht und eine Gruppe von Teenagern. Er stellt sie in die Abenddämmerung, ein Mädchen abseits, in der Hocke beim Pinkeln.

Sittengemälde einer untergehenden Gesellschaft?

Sittengemälde einer untergehenden Gesellschaft? So sieht er das nicht, nie wollte er ein Ankläger, ein Dokumentar sein. „Es geht mir weder um eine Zustandsbeschreibung der Vorstadt noch der Kultur oder Politik, meine Bilder sind viel privater.“ Die Psyche des Künstlers im Fokus vielleicht erklärt das, warum sich die unzähligen Menschen in seinen Bildern gespenstisch ähnlich sehen.

Männer, Frauen, Jugendliche, meist Unbekannte, aber auch Oscar-Preisträger wie Philip Seymour Hoffman oder Julianne Moore – sie alle werden zu ferngesteuerten Crewdson-Geschöpfen. Der Fotograf ist dabei nicht auf der Spur des Wesens seiner Porträtierten. Vielmehr porträtieren die Fotografierten unausgelebte Seelenlagen des Fotografen. Der gibt dazu Regieanweisungen.

So sitzen, stehen, liegen und knien sie in seinen Bildern: in sich versunken, vereinzelt, verloren. Erstarrt in einem Moment des Grübelns oder der Scham. Wie herausgerissen aus Träumen oder häufiger aus Albträumen. Eine Frau im Unterrock treibt rücklings in einem überfluteten Wohnzimmer. Eine Tote nach einer Naturkatastrophe? Nach einem Wasserrohrbruch? Oder verraten die leuchtenden Stehlampen im Wasser: Alles nur geträumt? Crewdson weiß es auch nicht. „Ich kann es selbst nicht genau fassen“, sagt er. So wie Edward Hopper, in dessen Tradition er sich sieht, mal gesagt haben soll: „Wenn du es benennen könntest, gäbe es keinen Grund, es zu malen.“

Crewdsons Maßstab: „Es muss mir entsprechen.“ Diese kompromisslose Selbstbezogenheit seiner Inszenierungen unterscheidet ihn von Fotografen wie Cindy Sherman und Jeff Wall, mit denen er oft verglichen wird. Für ihn sind das zwei Wegbereiter, die aus der Fotografie eine Kunstform gemacht haben. Doch ebenso fühlt er sich beeinflusst von den Realisten Walker Evans und William Eggleston oder Lee Friedlander. Auch bei ihm halten sich das Reale und das Imaginäre die Waage. Crewdson ist kein Narziss. Er gehört zu einer Generation von Künstlern, die durch Selbsterkundung die Gefühle unserer Zeit katalysieren und doch darauf bestehen, nur Aussagen über sich selbst zu treffen.

Durch Selbsterkundung die Gefühle unserer Zeit katalysieren

Ausgerechnet sein märchenhaft verrätselter zweiter Bilderzyklus Natural Wonder (1992-97) enthält die konkretesten Spuren dafür, dass Crewdson auch immer von sich erzählt. Neben unerwartet lustigen Bildern, wie dem der ausgestopften Vögel, die um einen Eierkreis sitzen, als hätte der Rotkehlchen-Älteste an den runden Tisch gerufen, gibt es Bilder, in denen so unvermittelt Gewalt ausbricht wie in einem Film von David Lynch. Vor einem Schuppen, der in Flammen zu stehen scheint, liegt etwas, das sich bei genauem Hinsehen als herrenloser Unterschenkel entpuppt, durchwachsen von schlangenartigen Ästen, deren rote Dornen aus der Haut brechen. Das Bein ist eine Nachbildung von Crewdsons eigenem Bein, eine surrealistisch-tiefenpsychologische Selbstbetrachtung, die am Ende seiner ersten Ehe mit einer Kommilitonin entstand, die er beim Studium in Yale kennen gelernt hatte. Seit 1993 unterrichtet Crewdson selbst in Yale. Momentan ruht sein Lehrauftrag jedoch, was ihm ermöglicht, zwei bis drei große Fotoproduktionen im Jahr zu machen. Seit dem Zyklus Dream House (2002) sind die Preise für seine Arbeit in die Höhe geschnellt. Bis zu 75000 Dollar kostet ein Crewdson heute.

„Anfangs habe ich mehr oder weniger umsonst gearbeitet“, sagt er. Inzwischen werden die Projekte von ihm und seinen drei Galerien finanziert. Neben dem Kameramann, einer Managerin für die Produktion, einer für die Koordination der Locations gehören Casting- und Lichtcrew zum Team. Seit Beneath the Roses auch Computergrafiker, die fünf bis sechs Negative kombinieren. Nur so lässt sich bei einem Format von 1,63 x 2,39 Meter noch die gleichmäßig brillante Tiefenschärfe erreichen, die Teil seines Stils geworden ist.

Es ist wie an einem Filmset: Fast dreißig Mitarbeiter und etliche Pittsfielder, die für die zehn bis zwölf geplanten Bilder gecastet wurden, beteiligen sich diesen Sommer an der Ausleuchtung der Crewdson’schen Psyche. Vierzig, fünfzig Locations hatte er im Vorfeld der Produktion geprüft. Die bis ins Detail geplanten Bilder werden von manchen als „Film in einer Einstellung“ bezeichnet, weil sie mit einer Ästhetik, die an Hollywood erinnert, und mit ihrem Facettenreichtum ganze Geschichten evozieren.

„Das Großartige an Fotografien ist, dass sie immer Rätsel bleiben“

Für Crewdson sind seine Bilder jedoch gerade anders als im Kino. „Das Großartige an Fotografien ist, dass sie immer Rätsel bleiben.“ Was geschah davor? Was kommt danach? „Ich bin nur daran interessiert, den Moment einzufrieren und ihn so schön und hintergründig wie möglich zu machen. Deshalb wäre ich auch kein guter Filmregisseur geworden.“

Momentan will er mehr draußen fotografieren. An Bahngleisen und in verlassenen Höfen, an Orten, wo Jugendliche sich treffen. Diese Sujets erwecken ein Gefühl von sommerlichem Abenteuer, von erwachender Sexualität und heimlicher Erwartung. Ist die Hinwendung zum Thema Adoleszenz das erste Zeichen einer Midlife-Crisis? „Ja“, sagt der 43-Jährige, der seit zwei Jahren Vater ist, „ich glaube, meine neuen Bilder haben viel damit zu tun, dass ich ein bestimmtes Alter erreicht habe.“ Wird das verstörende Zwielicht seiner Werke jetzt einem harmlosen Sommerlicht weichen? „Aus meiner Sicht verströmen schon die aktuellen Bilder ein ganz anderes Licht als meine früheren. Ein Künstler kann sich selbst nie ganz entkommen. Man klebt doch immer an sich fest.“

UPDATE: Die ALBERTINA in Wien wird vom 29. Mai bis 8. September 2024 eine Retrospektive zu neun Werkzyklen von Gregory Crewdson zeigen. www.albertina.at

Kein Dinner zu dritt: Fotograf Gregory Crewdson (l.) gibt letzte exakte Regieanweisungen auf dem Foto-Set von “Beneath the Roses” (Courtesy of Crewdson Studio)

 

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Von Eseln und Büchern: Die Welt von Cornelia Funke

 

Termin mit Bestsellerautorin Cornelia Funke: Ich will sie über den von ihr mitfinanzierten Book Truck interviewen. Dieser bringt nagelneue Young Adult Literatur zu Teenagern in Los Angeles, die noch nie ein Buch gelesen haben. Der Weg führt entlang am Pazifik, später über eine gewundene Straße und ein ausgetrocknetes Flussbett bis zu einem Holzgatter. Kein Mensch in Sicht, dafür riesige Eukalyptus-Bäume, Palmen, hohes Gras, eine Scheune mit Dach aus Wellblech. Ich schiebe das Gatter beiseite, fahre noch ein paar Meter bis zu einem Bungalow mit rot-grün-blau bemalter Pergola und Gummistiefeln vor der Tür. Bevor ich klingele, geht sie auf und zwei enthusiastisch-wilde Welpen springen mir entgegen. „Ich habe auch ein paar Enten und zwei Esel“, sagt die weltbekannte Jugendbuchautorin. „Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als bei den Tieren zu sein, wenn ich eine Pause vom Schreiben brauche.“ Neben dem Besuch in ihrem Privatzoo haben wir natürlich auch noch darüber gesprochen, wie wichtig Bücher für junge Leute sind. Und ich bekam ein paar Enteneier mit nach Hause.

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Aufgerüttelt – Die Bewegung für soziale Gerechtigkeit unter Trump

 

Ich weiß nicht, ob ich mich jemals daran gewöhnen werde diese Worte zu schreiben: US-Präsident Donald Trump. Egal, in wenigen Tagen ist es soweit. Und es gibt viele Gründe, sich große Sorgen nicht nur um die USA zu machen.

Ich erlebe die direkten Konsequenzen unter anderem, wenn ich in einer Schule jungen Autoren als Tutorin helfe und wir einen Großteil unserer Zeit damit verbringen, auf Ängste von Jugendlichen einzugehen. Sie befürchten, dass sie selbst oder ihre Eltern bald abgeschoben werden, weil sie keine Papiere haben. Diese Ängste sind hervorragendes Material für Geschichten, die Mitgefühl, Wut und Verständnis auslösen. Sie sind keine gute Grundlage für konzentriertes Lernen und produktive Pläne.

Was mir Mut macht: Kalifornien wird ein Bollwerk gegen eine Regierung sein, die Umweltschutz-Regulierungen und universelle Krankenversicherung abschaffen will, die ankündigt, Millionen von Menschen abzuschieben, auszugrenzen und eine Mauer zu bauen.

Zwei Geschichten, die ich in den vergangenen Wochen innerhalb und außerhalb des Westküstenstaates recherchierte, haben außerdem meinen Optimismus geschürt.

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Da war zuerst mein Besuch im Standing Rock Camp von North Dakota. Aus einer kleinen Ansammlung von Zelten und Tipis wurde ein Lager, in dem zeitweise mehr als 7000 Menschen friedlich gegen die Dakota Access Pipeline demonstrierten. Bis heute kommen an der Flussmündung von Missouri und Cannonball River Jung und Alt zu Gebeten, Zeremonien und Gesängen zusammen. Hier haben erstmals US-Kriegsveteranen die ersten Völker der USA um Vergebung für Zerstörung ihrer heiligen Stätte und ihrer Kultur.

Der Chef der Pipeline Firma Energy Transfer Partners hat angekündigt, weiter zu bauen. Er rechnet damit, dass er die Genehmigung zur Vollendung seines Projekts bekommt, sobald Trump das Amt übernimmt.  Gegendemonstranten bezeichnet Kelcy Warren lachend als naiv. Der Milliardär aus Texas hat mehr als 100 tausend Dollar in Trumps Wahlkampf investiert, der will die Förderung von fossilen Brennstoffen verstärken, der ehemalige Exxon-Chef wird vermutlich Außenminister und Rick Perry, ehemaliger Gouverneur von Texas, wird Energieminister. Perry ist im Vorstand von Energy Transfer Partners.

Und warum genau macht mich das optimistisch?

Weil trotz alledem – oder genauer gesagt: gerade deshalb – die Bewegung zusammenhält, weiter Zulauf bekommt, die Unterstützung für das Standing Rock Camp nicht nachlässt und weil Menschen aus aller Welt in das eiskalte North Dakota kommen, auch um von dem Vorbild für gewaltlosen Widerstand zu lernen. Mir sagte einer der Älteren, Lakota Johnnie Aseron, dass wir alle Gesprächskreise gründen sollten, um gemeinsam zu überlegen, wie wir am besten mit verschwindenden Rohstoffen und wachsender Bevölkerung umgehen. Ich habe viele junge Leute getroffen, die genau das tun wollen, die füreinander einstehen, über gemeinsame Werte diskutieren und nach ihnen handeln. Sie sind entschlossen, die Veränderungen herbeizuführen, die ihnen keine Wahl und keine der bestehenden Parteien gebracht hat. Das macht mich optimistisch.

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Dann kam vergangenes Wochenende: nicht nur protestierten im ganzen Land Tausende gegen die Abschaffung der Krankenversicherung und gegen Diskriminierung, für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Pressefreiheit. Ich interviewte eine Woche vor der Amtseinführung von Donald Trump Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und Theaterdirektor Tim Robbins über die Aufgabe von Kunst in Zeiten von tiefer gesellschaftlicher Spaltung und einem Präsident Trump. Der Bernie-Sanders-Anhänger startete an seinem Theater eine Serie von Foren zur Stärkung zivilen Diskurses. Robbins plädiert für Bescheidenheit und dafür, nicht anderen die Schuld am Ausgang der Wahl zu geben. “Etwas hat nicht gestimmt, etwas war krank in unserer Gesellschaft und die Antwort auf die Frage, was das war, liegt bei uns.” Für den Umgang mit dem neuen Präsidenten warnt er vor Provokationen. Er vergleicht die Situation mit der Konfrontation einer Klapperschlange: wenn man sie provoziert, beißt sie zurück, wird noch größer und strahlt mehr Macht aus. “Wir brauchen einen Dialog, eine Bewegung, die diese Klapperschlange umgeht und nicht die provoziert, mit denen wir nicht einer Meinung sind.”

Dieser Dialog ist noch sehr chaotisch. Aber er findet statt auf vielen Ebenen und die Wahl von Donald Trump hat ihn paradoxerweise gestärkt. Und das macht mich sehr optimistisch.

 

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Adventston 3. 12. – Klinsmann-Fans

 

Kerstin Zilm, Los AngelesIMG_3866

Kerstin Zilm hat für den WELTREPORTER-Adventskalender diese begeisterten Klinsmann-Fans in Los Angeles bei einem Freundschaftsspiel des US-Teams gegen Korea aufgenommen:

“Ich bin großer Klinsi-Fan und hab mich sehr gefreut, wie die Fans am Rand des Trainingscamps den deutschen Trainer gefeiert haben. Ich habe einige Male über das US-Team berichtet und bin dabei selbst zum Fan der US-Mannschaft geworden. Zu den Spielen reisen inzwischen tausende von Fans an. Sie nennen sich die “American Outlaws” weil Fußball in den USA ja noch immer ein wenig eine Außenseiterrolle spielt.

IMG_3850IMG_3836Als Deutschland gegen die USA gespielt hat, hab ich gemerkt, dass die Liebe zum Team meiner Wahlheimat doch lange nicht an meine Begeisterumng für die Deutschen herankommt. Ich hab das Spiel in einer Kneipe mit deutschen und US Fans gesehen und hab nur den Deutschen die Daumen gedrückt. Das Finale hab ich in einer überfüllten Kneipe geschaut und hinterher mit Freunden die Meisterschaft riesig gefeiert.”

Meine Töne von den Fans sind unter anderem in ein Feature für die Sendung ‘Nachspiel’ vom Deutschlandradio eingeflossen.

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