Weltreporter.net ist ein globales Korrespondentennetz für deutschsprachige Medien. Diese Website präsentiert einen Ausschnitt unserer Arbeit.

Audio #2: Weltfremd oder inspirierend?

Naiv und weltfremd? Oder berührend und inspirierend? Seit drei Monaten ist unser Buch “Die Füchtlingsrevolution” im Handel. Kommentare und Kritik gab es seither reichlich und diese Reaktionen waren so spannend wie vielseitig. In unserem neuen Audio-Spezial hören Sie mehr dazu.

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Manche Zeitungen wie die FAZ haben unser Buch gleich zweimal rezensiert


Viele Zeitungen berichten von den Lesungen, zu denen auch Philip Hedemann von Buchläden, Bücherein auber auch von vielen Schulen eingeladen wird. Auch viele Radiostationen rezensierten das Buch bereits, zum Beispiel Bayern 2

Autorinnen und Autoren haben auf Dutzenden von Lesungen in ganz Deutschland (hier ein Bericht aus dem oberpfälzischen Pressath) diskutiert, sich Kritik gestellt und Fragen beantwortet.

Bei der offiziellen Buch-Vorstellung im taz-Café saß auch Ameena auf dem Podium, die junge Syrerin die Philip Hedemann auf ihrem Weg begleitete und die einen Prolog zu unserem Buch geschrieben hat. Im Audio-Spezial 2 hören Sie Sie mehr darüber, wie das Leben der jungen Frau seither weitergegangen ist und lernen zwei ihrer Kinder kennen. Philipp erzählt, warum Ameena unbedingt das Kanzleramt kennenlernen wollte. Und warum sie – trotz ihres Glücks darüber in Deutschland zu leben – während einer Lesung in Tränen ausbrach.

Im Audio hören Sie, was Kerstin Zilms Interviewpartnerin Lidia Nunez empfand, als sie ihren Sohn nach 15 Jahren zum ersten Mal wieder umarmen konnte. Von einem anderen Weltende schaltet sich Bettina Rühl  ins Audio, sie läßt die Somalierin Haibo Abdirahman Muse zu Wort kommen, die 25 Jahre in einem kenianischen Flüchtlingslager lebt und trotzdem noch Angst hat.

Birgit Kaspar in Toulouse spricht  mit ihrer Interviewpartnerin Chantal Pulé, die ihr erzählt, ob sie nach Jahren in Paris, bereut aus dem Libaon geflohen zu sein.

Zu weit weg?

Herausgeber Marc Engelhardt erzählt im Audio #2 welche Inhalte auf Lesungen am häufigsten diskutiert werden und wie sehr viele deutsche Leser überrascht, das Fluchten auf der ganzen Welt passieren. Viele Gespräche nach den Lesungen drehen sich darum, was der Begriff ‘Revolution’ bedeuten soll. Engelhard hat außer vielen positiven Rückmeldungen natürlich auch kritische bekommen. Ein Leser wirft uns vor, als Auslandskorrespondenten zu weit entfernt von der deutschen Problematik zu sein. Marc Engelhardt: “Den Blick aus dem Ausland sehen wir eher als Qualität des Buches. Sicher kann man das kritisieren, ich glaube aber nicht, dass man das sollte. Wir sagen ja nicht, dass sich eine Lösung aus Südafrika oder anderem Land 1 zu 1 auf Deutschland übertragen lässt. Aber es hilft vielleicht, den Horizont zu erweitern und mit anderen Augen auf Situation in Deutschland zu blicken.”

Denn eines ist gewiss: Flucht wird als Phänomen zunehmen, Die Frage ist: wie gehen wir damit um.

In Lesbos bleiben die Tische leer

Im Audio #2 hören Sie von Alkyone Karamanolis, Weltreporterin in Athen, die sich gefragt hat: Wie geht es den Rettern heute? Fischer Konstantinos Pinderis, erzählt wie sein Leben auf der Insel Lesbos sich komplett verändert hat. In Skala Sikamineas gleich am idyllischen Hafen bleiben die Tische leer. Zwar kommen dort keine Flüchtlinge mehr an wie 2015, doch die Touristen kommen ebenfalls nicht mehr, sie scheinen ihre früheren Lieblingsinseln vergessen zu haben – zum Leid der Einheimischen, denen die Arbeit ausgeht.

Vergessen würden in meinem eigenen Berichtsgebiet Australien viele Politiker am liebsten die Situation der Flüchtlinge, die nach wie vor auf den Inseln Manus und in Nauru die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage aussitzen. Menschen müssen dort seit Jahren als Abschreckung für künftige Boots-Migranten herhalten. Ich erzähle im Audio #2 darüber, wie schwer geschädigt die dort gestrandeten Männer, Frauen und Kinder durch die Inhaftierung sind, und dass ihre Zukunft trotz heftiger Proteste nicht nur von Menschenrechtsorganisationen noch immer unklar ist.

Hören Sie rein, ich bin sicher, unser Audio Spezial # 2 macht Sie neugierig auf unser Buch Die Flüchtlingsrevolution, erschienen im August im Pantheon Verlag.

Auch wenn sie es bereits gelesen haben, erfahren Sie im Podcast noch einiges Neues.Naiv und weltfremd? Oder berührend und inspirierend? Seit drei Monaten ist unser Buch “Die Füchtlingsrevolution” im Handel. Kommentare und Kritik gab es seither reichlich und diese Reaktionen waren so spannend wie vielseitig. In unserem neuen Audio-Spezial hören Sie mehr dazu.

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Manche Zeitungen wie die FAZ haben unser Buch gleich zweimal rezensiert

Viele Zeitungen berichten von den Lesungen, zu denen auch Philip Hedemann von Buchläden, Bücherein auber auch von vielen Schulen eingeladen wird. Auch viele Radiostationen rezensierten das Buch bereits, zum Beispiel Bayern 2

Autorinnen und Autoren haben auf Dutzenden von Lesungen in ganz Deutschland (hier ein Bericht aus dem oberpfälzischen Pressath) diskutiert, sich Kritik gestellt und Fragen beantwortet.

Bei der offiziellen Buch-Vorstellung im taz-Café saß auch Ameena auf dem Podium, die junge Syrerin die Philip Hedemann auf ihrem Weg begleitete und die einen Prolog zu unserem Buch geschrieben hat. Im Audio-Spezial 2 hören Sie Sie mehr darüber, wie das Leben der jungen Frau seither weitergegangen ist und lernen zwei ihrer Kinder kennen. Philipp erzählt, warum Ameena unbedingt das Kanzleramt kennenlernen wollte. Und warum sie – trotz ihres Glücks darüber in Deutschland zu leben – während einer Lesung in Tränen ausbrach.

Im Audio hören Sie, was Kerstin Zilms Interviewpartnerin Lidia Nunez empfand, als sie ihren Sohn nach 15 Jahren zum ersten Mal wieder umarmen konnte. Von einem anderen Weltende schaltet sich Bettina Rühl  ins Audio, sie läßt die Somalierin Haibo Abdirahman Muse zu Wort kommen, die 25 Jahre in einem kenianischen Flüchtlingslager lebt und trotzdem noch Angst hat.

Birgit Kaspar in Toulouse spricht  mit ihrer Interviewpartnerin Chantal Pulé, die ihr erzählt, ob sie nach Jahren in Paris, bereut aus dem Libaon geflohen zu sein.

Zu weit weg?

Herausgeber Marc Engelhardt erzählt im Audio #2 welche Inhalte auf Lesungen am häufigsten diskutiert werden und wie sehr viele deutsche Leser überrascht, das Fluchten auf der ganzen Welt passieren. Viele Gespräche nach den Lesungen drehen sich darum, was der Begriff ‘Revolution’ bedeuten soll. Engelhard hat außer vielen positiven Rückmeldungen natürlich auch kritische bekommen. Ein Leser wirft uns vor, als Auslandskorrespondenten zu weit entfernt von der deutschen Problematik zu sein. Marc Engelhardt: “Den Blick aus dem Ausland sehen wir eher als Qualität des Buches. Sicher kann man das kritisieren, ich glaube aber nicht, dass man das sollte. Wir sagen ja nicht, dass sich eine Lösung aus Südafrika oder anderem Land 1 zu 1 auf Deutschland übertragen lässt. Aber es hilft vielleicht, den Horizont zu erweitern und mit anderen Augen auf Situation in Deutschland zu blicken.”

Denn eines ist gewiss: Flucht wird als Phänomen zunehmen, Die Frage ist: wie gehen wir damit um.

In Lesbos bleiben die Tische leer

Im Audio #2 hören Sie von Alkyone Karamanolis, Weltreporterin in Athen, die sich gefragt hat: Wie geht es den Rettern heute? Fischer Konstantinos Pinderis, erzählt wie sein Leben auf der Insel Lesbos sich komplett verändert hat. In Skala Sikamineas gleich am idyllischen Hafen bleiben die Tische leer. Zwar kommen dort keine Flüchtlinge mehr an wie 2015, doch die Touristen kommen ebenfalls nicht mehr, sie scheinen ihre früheren Lieblingsinseln vergessen zu haben – zum Leid der Einheimischen, denen die Arbeit ausgeht.

Vergessen würden in meinem eigenen Berichtsgebiet Australien viele Politiker am liebsten die Situation der Flüchtlinge, die nach wie vor auf den Inseln Manus und in Nauru die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage aussitzen. Menschen müssen dort seit Jahren als Abschreckung für künftige Boots-Migranten herhalten. Ich erzähle im Audio #2 darüber, wie schwer geschädigt die dort gestrandeten Männer, Frauen und Kinder durch die Inhaftierung sind, und dass ihre Zukunft trotz heftiger Proteste nicht nur von Menschenrechtsorganisationen noch immer unklar ist.

Hören Sie rein, ich bin sicher, unser Audio Spezial # 2 macht Sie neugierig auf unser Buch Die Flüchtlingsrevolution, erschienen im August im Pantheon Verlag.

Auch wenn sie es bereits gelesen haben, erfahren Sie im Podcast noch einiges Neues.Naiv und weltfremd? Oder berührend und inspirierend? Seit drei Monaten ist unser Buch “Die Füchtlingsrevolution” im Handel. Kommentare und Kritik gab es seither reichlich und diese Reaktionen waren so spannend wie vielseitig. In unserem neuen Audio-Spezial hören Sie mehr dazu.

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Manche Zeitungen wie die FAZ haben unser Buch gleich zweimal rezensiert

 

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Mein erstes Jahr in Kalifornien – und das als Buch

Ich bin ja jetzt schon eine ganze Weile in Kalifornien, angekommen als ARD-Radio-Korrespondentin und inzwischen als selbständige Journalistin mit allen Höhen und Tiefen, die das freischaffende Leben so mit sich bringt.
Zu den Höhen zählt eindeutig, dass es nun das erste Buch von mir gibt. Ein Jahr in Kalifornien!
Als der Herder-Verlag mich fragte, ob ich Lust auf das Projekt hatte, war ich sofort neugierig. Schon lange träumte ich davon, ein Buch zu schreiben. In der Grundschule habe ich des sogar schonmal gemacht. Selbstgebundene und illustrierte Abenteuer eines Mädchens, frei erfunden mit starken autobiographischen Zügen. Der Dackel meiner Freundin hat das gute Werk leider vernichtet bevor es zum Bestseller werden konnte.
Jetzt also ein neuer Versuch. “Ich finde das Jahr, in dem ich mich selbständig gemacht habe spannender als mein erstes Jahr in Kalifornien”, sagte ich beim Treffen mit dem Lektor. Der antwortete diplomatisch, das sei sicher auch sehr interessant, aber in der Serie gehe es mehr darum, wie das so ist, wenn man in einem neuen Land ankommt, die Bürokratie ist anders, die Menschen und das Wetter sowieso.
Ja, wie war das damals eigentlich? Ich versuchte mich zu erinnern und mir fiel einiges ein – wie am roten Teppich die Prominenz einfach an mir vorbei ging, wie ich durch die erste Führerscheinprüfung gefallen bin, den ersten prall gefüllten Waffenschrank gesehen habe, wie ich mit Aktivisten Wasser in die Grenzwüste gebracht habe, und wie ich staunend in der Gischt der Wasserfälle von Yosemite stand. Und natürlich wie wunderbar es nach 14 Jahren Berliner Winter war – und noch immer ist – dass so oft die Sonne scheint.
Jetzt ist es raus in der Welt, mein erstes Buch. Bei mir ist allerdings noch keins angekommen, obwohl der Verlag das Paket mit Belegexemplaren schon vor einer Weile abgeschickt hat. Auch das ist so eine kalifornische Erfahrung: transatlantische Post kostet zwar ein Vermögen, bewegt sich aber im Tempo der Postkutschen-Zeit.
Ob das ins nächste Buch passt? Eher nicht. Ich glaube, das wird eine erfundene Geschichte mit nur ein paar autobiographischen Zügen.

 

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Standortvorteil “Verbuschung”

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle schon längst über die katalanischen Wahlen geschrieben haben, aber ich kam bisher nicht dazu, weil ich mit den Nachwehen eines zum Politikum gewordenen Interviews beschäftigt war. Ein ARD-Kollege und ich haben uns am Freitag vor der Wahl mit Oriol Amat, Wirtschaftsprofessor und Nummer 7 der separatistischen Junts pel Si-Liste getroffen. Ursprünglich sollte es um mögliche wirtschaftliche Konsequenzen einer Sezession gehen, das Interview mit dem Experten der Gegenseite war bereits geführt. Aber schon bald sprachen wir von möglichen Szenarien nach einem Regierungswechsel in Spanien. Als ein sehr wahrscheinliches Szenario schien Amat ein Madrider Angebot zu Verhandlungen um ein neues Autonomiestatut. Dass eine solche Offerte von den Katalanen angenommen würde, schien ihm nicht ausgeschlossen. Ich war überrascht: Seit Jahren demonstrieren regelmäßig Hunderttausende für einen „eigenen Staat“, die „In-, Inde-, Independencia“-Rufe sind fester Bestandteil der politischen Folklore und in jedem zweiten Interview beschwören Politiker, „es gebe keinen Weg zurück“. Zwei Tage vor der „plebiszitären“ Wahl ein Autonomiestatut als mögliche Lösung zu präsentieren (immer als Gedankenspiel und unter der Prämisse, diese von den Katalanen noch einmal ratifizieren zu lassen) ist etwa so, als lasse man Sprinter monatelang im Hochland für Olympia trainieren, nur um sie dann zur Bushaltestelle rennen zu lassen. Ich fragte nach. Zwei, drei Mal. Amat blieb dabei.

Was der Wirtschaftsprofessor da sagte, bestätigte, was viele internationale Beobachter vermuten: dass es innerhalb der heterogenen Junts pel Si-Liste Differenzen über Weg und Ziel gibt, dass der Minimalkonsens nicht Unabhängigkeit um jeden Preis, sondern Verhandlungen mit Madrid und Brüssel sind. Vom Gezerre um Freigabe des Gesamtinterviews (einen Tweet hatte ich unmittelbar nach Interview abgesetzt), vom Druck und den widersprüchlichen Gedanken, die mir dabei durch den Kopf gingen, von der Unterstützung durch die Kollegen vor Ort und vom Círculo de Corresponsales www.corresponsales.org, erzähle ich gern mal an anderer Stelle. Samstag Nachmittag packte ich einen Ausschnitt aus dem Interview auf Soundcloud, die Online-Zeitung Eldiario.es brachte die Geschichte, El País, La Vanguardia, Antena 3 und ein gefühltes halbes Dutzend anderer Medien nahmen das Thema auf, die beiden Unabhängigkeitslisten veröffentlichten Kommuniqués. Natürlich schmeicheln solche 15 Minuten Ruhm dem journalistischen Ego, wesentlicher ist für mich eine andere Erkenntnis: Freie Korrespondenten haben einen Standortvorteil. Wir sind meist lange genug in einem Land, um auch die Zwischentöne einer Debatte zu verstehen. Auch wenn sich die Relevanz davon dem mit dem gesamten Weltgeschehen beschäftigten Redakteur am Newsdesk nicht sofort erschließt, ist das unser großes Kapital. Und unverzichtbar, wenn es um Analyse, Interpretation, um Hintergrund geht. Das hoffe ich zumindest.

 

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Im Ausland ist alles so anders…

Au weia, erst können die Russen kein Englisch und dann ist auch alles noch “ganz anders als in Deutschland”. “Verloren” fühlten sich die eingeflogenen Reporter! Das muss ein Schock für die Kollegen vom Spiegel gewesen sein. Einer, der immerhin die erste Seite wert war.

IMG_2332Hoffentlich konnte Kollege Bidder aus Moskau den eingeflogenen Reportern ein bisschen unter die Arme greifen, eventuell gar in der Landessprache das Fremdeln erleichtern.

Um künftige traumatische Erlebnisse in der Fremde zu vermeiden empfehlen wir: Freie Korrespondenten im Lande (wie sie zB über das Weltreporternetzwerk leicht zu finden sind), kennen sich gut aus, sprechen die örtliche Mundart und haben bereits funktionierende Internetanschlüsse.

 

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Mafia, Maori, Maasdamer

Picture 2Manchmal ist doch wunderbar, wenn die Welt klar, kompakt und Entscheidungen einfach sind. Ich zb wüßte genau, was ich machen würde, wenn ich am 1. August um 20 Uhr nicht in silly Sydney, sondern ausnahmsweise circa 16500 Kilometer weiter nördlich wäre: Ich würde in die Rudi-Dutschke-Straße 23 in BerlinKreuzberg radeln, mich im taz-Café an einen schattigen Tisch setzen, zuhören, am Kaltgetränk nippen und viel und laut lachen.

Dann und dort nämlich lesen drei Weltreporter aus ihren extrem kurzweiligen Büchern: Anke Richter (Christchurch), Kerstin Schweighöfer (Den Haag) und Martin Zöller (Rom/München) lassen bei ihrer Culture-Clash Lesung übrigens auch mit sich reden und diskutieren. Das Motto des Abends ist sommerlich freudvoll alliteriert und geht so: “Mafia, Maori und Maasdamer”. Aber lassen Sie sich davon nicht abschrecken 😉 es wird garantiert ein urkomisch vergnüglicher Abend! Viel Spass und gute Unterhaltung!

Ps: der Eintritt ist übrigens frei.

 

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Am siebten Tage sollst du ruhen

Die New York Times hatte gestern auf der ersten Wirtschaftsseite eine Geschichte über Deutschland. Der Artikel begann so: „Torsten Emmel mag aussehen wie ein unschuldiger Florist, ein netter Typ mit Glatze und Schürze, der sorgfältig die Stiele seiner Freesien kürzt. Tatsächlich ist er ein Gesetzesbrecher. Sein Vergehen: Er setzte ein Schild auf den Gehsteig, auf dem er ankündigte, seinen Laden am Muttertag von 9 bis 16 Uhr zu öffnen.“ Das, erklärt die Times ihren Lesern, sei in Deutschland illegal – und ein Beleg für strukturelle Schwäche: „Es zeigt, dass die deutsche Wirtschaft unter der gleichen Überregulierung und Sklerose leidet, die typischerweise mit den Problem-Ländern Europas verbunden werden.“

Sonntagsruhe gleich verkalkte Strukturen gleich Griechenland – die Gleichsetzung ist kühn, vorsichtig ausgedrückt. Sicher enthält sie ein Körnchen Wahrheit über die deutsche Mentalität, doch sie sagt mindestens ebenso viel aus über die Amerikaner, beziehungsweise über den Stellenwert, den sie dem Konsum beimessen. Es ist in den USA unvorstellbar, am Sonntag nicht shoppen zu können. Der Tag ist für viele der wichtigste Einkaufstag – dann hat man endlich Zeit! Das Gleiche gilt für die wenigen Feiertage wie President’s Day oder Columbus Day, die 1968 per Gesetz auf einen Montag verlegt wurden. Wunderbar, ein langes Wochenende zum Einkaufen! Samstags- und Sonntagsausgabe der New York Times schwellen dank der vielen Reklamebeilagen auf das Doppelte, und ältere Semester wie ich erinnern sich wehmütig, dass so ein Umfang in der Hoch-Zeit der gedruckten Presse der Normale war.

Selbst in unserer Brooklyner Einkaufsstraße, für die die Bezeichnung Nebenzentrum eher hochtrabend wäre, haben sonntags nahezu sämtliche Läden geöffnet. Auch mein Zahnarzt macht Termine – nicht weiter erstaunlich: Da er Jude ist, ist sein Feiertag der Samstag. Doch auch mein Friseur hat sonntags geöffnet, und der ist aus Sizilien eingewandert und bekennender Katholik. Die einzigen, die aus irgendeinem Grund verlässlich geschlossen sind, sind Reinigungen.

In den ersten Monaten nach meiner Ankunft fand ich es irritierend, dass die Woche keinen natürlichen Rhythmus hat. Die äußere Uhr läuft einfach weiter und ich wurde nicht, wie in Deutschland, durch Stille beim Aufwachen an das Gebot erinnert „Am siebten Tage sollst du ruhen“. Inzwischen habe ich gelernt, mir meinen eigenen Rhythmus zu geben und eine Wochenendroutine zu entwickeln, indem ich zum Beispiel ausdrücklich am Samstag einkaufen gehe und nicht am Sonntag. Ob Amerikaner das verstehen würden?

Der Artikel in der New York Times enthält übrigens noch weitere interessante Breitseiten, etwa dass auch die Handwerksrolle die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schwächt: „Jahre der Ausbildung sind erforderlich, um als Maler, Schornsteinfeger oder Fahrradtechniker zu arbeiten.“ Als Ökonomin, die an der liberalen Universität zu Köln studiert hat, hätte ich der Kritik vor meinem USA-Aufenthalt ohne weiteres zugestimmt. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Die mit dicker weißer Farbe überstrichenen Lichtschalter und Türknäufe in unserer Altbauwohnung machen ebenso nachdenklich wie der verkehrt angeschraubte Überlauf in der Badewanne. Bizarr verlief unser Auftrag an einen Schreiner, der Umzugsschäden am Parkett beseitigen sollte und das Schleifen und Lackieren von zwei mexikanischen Tagelöhnern erledigen ließ, während er selbst den Lieferwagen um den Block fuhr, angeblich weil er keinen Parkplatz fand. Ein Freund aus London – auch dort ist das Handwerk liberalisiert – unterhielt monatelang eine ganze Facebook-Gemeinde mit der Horror-Story einer Dachreparatur.

Während ich dies schreibe, frage ich mich, was der Kollege der New York Times denken würde, wenn er meinen Blog lesen würde: „Ein typisch deutsches Lamento“? Vielleicht ist es an der Zeit, die kulturellen Unterschiede einfach zu akzeptieren und nicht in Schablonen zu packen. Zumal ich mir inzwischen in Deutschland zuweilen schon fast vorkomme wie eine Amerikanerin – ich vermisse Flexibilität und Improvisationstalent. Außerdem wäre es schön, den vergessenen Brokkoli auch am Sonntag noch schnell einkaufen zu können.

 

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Ausrede

Eigentlich hätte ich gestern bloggen sollen. Hat nicht geklappt. Es war mal wieder einer dieser Tage in Delhi…Wintertage…Nebeltage…

Das angebliche Hightechland Indien schafft es nämlich noch immer nicht, bei dem jeden Winter über Delhi hereinbrechenden Nebel einen geordneten Flugverkehr hinzukriegen. Mein Flug am Donnerstag sollte erst mit neun (!) Stunden Verspätung starten….was problematisch war, da mir die indische Regierung am nächsten Morgen in Delhi einen Preis verleihen wollte.

Nach langem Bitten und Betteln ließ mich “Emirates Airlines” (Zindabad!) auf einen bereits völlig überbuchten Flieger, der drei Stunden früher abhob. So habe ich es dann doch tatsächlich nach einer durchwachten Nacht geschafft in Delhi zu landen, in ein Taxi zu springen und zu meiner Wohnung zu fahren, in zehn Minuten neue Klamotten anzuziehen und pünktlich um 11.30 aus der Hand des Präsidenten des Indian Council for Cultural Relations (ICCR), Dr. Karan Singh, den “Gisela-Bonn-Preis” für besondere Beiträge zu den deutsch-indischen Beziehungen in Empfang zu nehmen.

Ich finde, das war schon selbst den Preis Wert. Danach fiel ich halbtot ins Bett. 

 

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Video-Portraits wider den Schmuse-Wahlkampf

Eine erfahrene Korrespondenten-Kollegin hatte mich gewarnt: „Wenn Du nach Deutschland zurück gehst, dann sag´ bloss nicht dauernd, `in den USA machen sie das aber so und so´.“ Das sei der sicherste Weg, um auf augenrollende Ablehnung  zu stossen. Ich habe ihren Rat sofort erfolgreich missachtet und preise seit meinem Umzug nach Berlin unermüdlich mein Lieblingsprojekt an. Die mehrfach ausgezeichnete Videoserie „OnBeing“, die die „Washington Post“ auf ihrer Webseite veröffentlicht, ist einfach zu gut, um ihre Idee nicht aufzugreifen. Mit großem Vertrauen in die Geschichten, die die Menschen zu erzählen haben, und ohne Angst, Fernsehkonventionen zu brechen, zaubert Jennifer Crandall dort jede Woche ein kleines Kunstwerk des modernen Multimedia-Journalismus.

Um so überraschter war ich, als ich bei der taz auf offene Ohren für meine Idee stieß, etwas Ähnliches in Deutschland umzusetzen. Heraus kam „Unerhört“, eine Serie von Videoportraits zum Bundestagswahlkampf. Die Idee dahinter ist, Leute aus der Zivilgesellschaft zu Themen zu Wort kommen zu lassen, die im aktuellen Schmuse-Zirkus zwischen Merkel und Steinmeier nicht oder nur oberflächlich vorkommen. Die taz veröffentlicht die knapp vierminütigen Stücke auf ihrem Youtube-Kanal nun im Tagesrhythmus bis zur Wahl, die Resonanz kann sich sehen lassen. Es ist wirklich nicht alles schlecht, was aus den USA kommt.

http://specials.washingtonpost.com/video/onbeing/

www.youtube.com/dietageszeitung

 

 

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Warum ich so wichtig bin

Ich wusste gar nicht, dass ich so wichtig bin. Nein, im Ernst. Ich habe das erst in den letzten Wochen erfahren und zwar per Email. Jetzt denken Sie wahrscheinlich: Aha, ein Fall von fortschreitendem Wahnsinn. Hat nicht auch Friedrich Nietzsche kurz vor seinem Zusammenbruch Aufsätze mit Titeln wie „Warum ich so klug bin“ und „Warum ich ein Schicksal bin“ verfasst? Neinnein, Sie irren. Aber lassen Sie mich das erklären.

Ich wurde kürzlich für den „Liberty Award“ nominiert. Einen Preis, den der Zigarettenhersteller Reemtsma in diesem Jahr zum ersten Mal an Journalisten verleiht, die sich um die Freiheit verdient gemacht haben. Gestern wurde er in Berlin meinem wunderbaren Kollegen Georg Blume aus Peking verliehen.

Ich bedaure gar nicht, den Preis nicht erhalten zu haben. Denn, wie gesagt, schon seit der Nominierung weiß ich, wie großartig ich bin. Nicht etwa, weil die Firma Reemtsma und die Jury diese so herzergreifend begründet hätte. Die Nichtraucher-Lobby hat es mir vor Augen geführt! In den letzen zwei Wochen quoll mein Postfach über von Emails verschiedener Organisationen, die dem Rauchen den Kampf angesagt haben. Hier ein paar Zitate daraus:

„Sehr geehrte Frau Petersen, eine mit fachlich anerkannten Personen besetzte Jury hat Sie für den "Liberty Award" nominiert. Ich stimme mit der Jury völlig überein, dass Sie aufgrund Ihres Wirkens eine hohe Auszeichnung verdienen – insbesondere einen Freiheits-Preis.“

"Es stellt sich die Frage, ob Sie damit einverstanden sind, dass Ihr hervorragendes Werk und Ihr Ansehen in der Gesellschaft mit dieser Nominierung in Zusammenhang gebracht werden.“

„Sehr geehrte Frau Petersen, in Anbetracht Ihrer Lebenserfahrungen und Ihres Einsatzes für die Gesundheit kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie von der Tabakindustrie einen Preis entgegen nehmen.“

„Ich würde es zutiefst bedauern, wenn Sie der Firma Reemtsma erlaubten, sich mit Ihrem guten Namen zu schmücken und dazu noch den Begriff der Freiheit für ihre Öffentlichkeitsarbeit zu reklamieren.“

Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Natürlich führen all diese mir völlig unbekannten Schreiber auch noch jede Menge Argumente ins Feld: Von der Schädlichkeit des Rauchens und der Zahl der Lungenkrebsopfer über die fiesen Machenschaften der Zigarettenindustrie bis hin zum Vorwurf des Selbstbetrugs. Nach dem Motto: Wer einen solchen Preis annimmt, verkauft seine Freiheit.

Nun, einen Preis den man nicht erhält, kann man auch nicht ablehnen, noch nicht einmal aus guten Gründen. Ich hätte es aber auch nicht getan. Nicht weil ich dem Tabak sonderlich zugetan bin, ich rauche höchstens auf Partys. Mich irritiert der messianische Eifer derer, die mich da loben. Wer zur Zigarette greift weiß, dass Tabak gesundheitsschädlich und suchterzeugend ist. Ich lehne es daher ab, in Zusammenhang mit seinem Tod gebracht zu werden, nur weil ich für einen Preis nominiert wurde. Aber das Lob der Nichtraucher-Lobby akzeptiere ich trotzdem gern. Die Freiheit nehm ich mir.

 

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Herzlichen Glückwunsch, Karen!

Im neuen Medium Magazin wird Weltreporterin Karen Naundorf aus Buenos Aires als eines der "Top 30"-Nachwuchstalente im deutschen Journalismus gefeiert, nachzulesen hier. Toll, Karen, herzlichen Glückwunsch! Aber mal ganz ehrlich: Uns war das ja schon lange klar.

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