Clemens Bomsdorf
Kopenhagen, Dänemark
Schon während seines Auslandsstudiums in Schweden Anfang der 00er Jahre hat Clemens Bomsdorf über Nordeuropa berichtet. Damals beschrieb er unter anderem für die FAZ, wieso Wirtschaftstudenten die Haschischeinkaufsstraße "Pusher Street" in Christiana besuchen sollten. Nämlich um location Modelle in der Praxis zu untersuchen. Christiania war auch sein Kapitel im Weltreporter-Buch "Völlig utopisch" gewidmet.
Später reiste er nach Spitzbergen, um sich die dortige Pflanzensamenbank anzuschauen, ließ sich von Christoph Schlingensief beim Reykjavík Arts Festival dessen Animatographen vorführen und traf in Oslo und Frankfurt Teile der norwegischen Königsfamilie zum Gespräch.
Ausgebildet an der Kölner Journalistenschule sowie der Universität zu Köln und der Stockholm School of Economics wurde er noch in der Endphase seines Studiums freier Korrespondent für Financial Times Deutschland und beobachtete in den Jahren 2004 bis 2010 für die Zeitung sowohl Wirtschaftsaktivitäten wie die Übernahme von Skandia durch Old Mutual als auch Politik, z.B. die Reformen der nordischen Sozialstaaten. Dazu interviewte er regelmäßig Investoren wie die Wallenbergs und CEOs von Firmen wie Bang & Olufsen, Volvo, SEB und Telenor sowie Minister und Regierungschefs.
Auch damals stand schon die Kultur auf Bomsdorfs Agenda, ebenfalls für die FTD schrieb er über das Werk "Nasdaq Vocal Index" des mittlerweile leider verstorbenen Schweden Ola Pehrson. Eine Arbeit, die zwei Bereiche, die Bomsdorf schon immer besonders fasziniert haben, zusammen bringt: die Kunst und den Finanzmarkt. Während letzterer oft als das rationalste Gebilde angesehen wird, gilt die Kunst als das genaue Gegenteil. Was beide so faszinierend macht, ist, dass diese Vorstellung nicht stimmt.
Kunst und Architektur sowie Kulturpolitik gehören neben Wirtschaft und Politik seit langem zu Bomsdorfs Spezialgebieten und diesen Themen gilt seine Leidenschaft ganz besonders. Für The Art Newspaper aus England und art Das Kunstmagazin aus Deutschland ist er seit 2005 tätig und hat Künstler wie Nathalie Djurberg, Olafur Eliasson, Cindy Sherman sowie Elmgreen & Dragset getroffen, aber auch unbekanntere wie Magdalena Nordin einem breiteren Publikum vorgestellt. Bomsdorf interessiert auch die Schnittstelle aus Politik und Kultur sowie Kultur und Wirtschaft, u.a. schrieb er für Die Welt einen viel zitierten investigativen Artikel über die Provenienz von Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“, das in New York für 120 Mio. USD versteigert wurde.
In den Jahren 2012 bis 2014 war Clemens Bomsdorf als Reporter und Dänemark-Korrespondent bei The Wall Street Journal festangestellt. Für die größte amerikanische Tageszeitung und die zugehörige Nachrichtenagentur Dow Jones berichtete er über Wirtschaft, Politik und Kultur in der Region. Seit das Kopenhagener Büro des Mediums geschlossen wurde, ist er wieder als Selbstständiger tätig und berichtet weiter über Kultur, Politik und Wirtschaft.
So näherte er sich Anfang 2016 in der FAZ der politischen Künstlerin Hannah Ryggen, die auf der documenta 2012 einen großen Auftritt hatte, und schließlich in Oslo und Malmö zu sehen war. Für Zeit Online berichtete er über die Verwicklungen Islands in die Panama Papers und bei TradingFloor analysierte er die Anlagestrategie des norwegischen Ölfonds.
Bomsdorf kommentiert auch immer wieder für nordeuropäische Medien deutsche Angelegenheiten oder erläutert wie die nationale nordeuropäische Politik im Ausland gesehen wird.
Clemens Bomsdorf wurde 1976 in Köln geboren, hat die dortige Journalistenschule sowie Universität besucht und die Stockholm School of Economics / Handelshögskolan i Stockholm absolviert. Im Jahr 2002 war Bomsdorf mit einem Stipendium der Internationalen Journalisten Programme IJP auf Island beim dortigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk RUV, seit 2008 engagiert er sich ehrenamtlich für die IJP. Er ist seit dem Gründungsjahr 2004 Mitglied bei Weltreporter.
Ende 2015 wurde er mit dem norwegisch-deutschen Willy-Brandt-Preis geehrt, der zuvor bereits an u.a. Egon Bahr, Frank-Walter Steinmeier, Jan Garbarek und Jostein Gaarder vergeben worden war.