Wir berichten aus mehr als 160 Ländern –
aktuell, kontinuierlich und mit fundiertem Hintergrundwissen.
Über die digitale High-Tech-Überwachung wurde zuletzt endlich auch auf politischer Ebene breit diskutiert, in den USA und im deutschen Bundestag. Stichwort: Facebook, Google und co. Aber selbst in Weltgegenden, die noch Modem- und glasfaserfrei sind, werden Bürgerinnen und Bürger überwacht.
Im neuen WR-Podcast erzählen rund ein Dutzend Weltreporter von ihren Erfahrungen in “ihren” Ländern und beschreiben mehr oder weniger ausgefuchste Methoden der Schnüffelei, die in ihrer Plumpheit teils schon wieder amüsant sind. Stichwort Toilettenrolle, im Bericht von Birgit Kaspar. Geradezu sprachlos macht der Bericht von Weltreporterin Christina Schott aus Indonesien: ein derart gut organisiertes System von behördlich angeordneter, nachbarlicher Spitzelei hätte man dort wohl eher nicht erwartet. Aber sie nennt auch den tragenden Pfeiler dieser staatlich verordneten Bespitzelung: die Freude der Nachbarn daran, andere sozial zu kontrollieren und zu bevormunden.
Von ebenfalls ganz analogen Formen staatlicher Überwachung berichtet Bettina Rühl aus der Demokratischen Republik Kongo: Militärbarrikaden, an denen Soldaten eine Art Wegzoll verlangen sind fast alles, was die Bürgerinnen und Bürger beispielsweise in der Provinz Kasai von ihrem Staat erleben. Auf dem Land gibt es kaum staatliche Schulen oder Gesundheitszentren, keine Straßen, die den Namen verdienen. Das einzige was funktioniert ist das System der Überwachung, die Kontrolle der Bewegungen von Reisenden.
Schwerer zu durchschauen ist die hochtechnisierte, vor allem die digitale Überwachung. Zur Einführung in das Thema diskutieren die Weltreporter des Podcast-Teams über die Tücken und Verführungen der sozialen Medien, über verräterische Likes und Klicks. In der Diskussion zwischen Leonie March in Südafrika, Birgit Kaspar in Frankreich, Jürgen Stryjak in Ägypten, Sascha Zastiral in London und Kerstin Zilm in Los Angeles wird deutlich, wie sehr die sozialen Medien auch unsere Arbeit als Journalisten beeinflussen. Und wie unterschiedlich wir Weltreporter mit dem digitalen Mitteilungsrausch umgehen (müssen), abhängig auch davon, in welchem Staat wir arbeiten. Ein Beispiel: Während Jürgen Stryjak Klicks und Likes meidet, um der ägyptischen Zensur nicht zusätzlich in die Hände zu spielen, macht Kerstin Zilm ihre private politische Haltung in den sozialen Medien durchaus transparent. Das sei in der Ära Trump fast ein Gebot der Stunde, meint sie. Mit ihrem Ärger darüber, dass die sozialen Netzwerke die gesammelten Daten weitergeben, sei sie in den USA allerdings ziemlich allein.
Noch selbstverständlicher ist das Daten-Sammeln in anderen Weltregionen. Zum Beispiel in China. Dort träumt man von einem Ende der chronischen Staus mit Hilfe von “Big Data” und “intelligenten Verkehrsleitsystemen”. Wie Christiane Kühl berichtet, beobachten und fotografieren deshalb in den Metropolen Kameras ständig den Verkehr. Angeblich, um Staus zu vermeiden. Wirklich nur deshalb? Aus Seoul berichtet Fabian Kretschmer von Technikfaszination und fehlendem Bewusstsein für die Risiken und Nebenwirkungen der großen Datensammelei. Ähnlich ist das in Kopenhagen, wo Clemens Bomsdorf als “paranoider Deutscher” – na ja, sagen wir mal: eingeordnet wird, wenn er Bedenken gegen das Datensammeln äußert.
Und Danja Antonovic erzählt, warum sie sich in der serbischen Belgrad immer wieder mit dem Handy auf ihrer eigenen Festnetzleitung anrufen muss.
Wer wissen will, ob wir Deutschen also wirklich paranoid sind, was den Umgang mit Daten angeht, und wie das Datensammeln und – jagen andernorts funktioniert, erfährt das alles im Weltreporter Podcast #5, zusammengestellt von unserem Podcast-Team: Birgit Kaspar, Leonie March, Jürgen Stryjak, Sascha Zastiral und Kerstin Zilm.
Und als Überraschungsgast tritt kurz vor Schluss auch noch ein Nashorn auf. Leonie March erklärt, was es damit auf sich hat.